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Freitag, 15. November 2013

Pikes - alt vs. neu

Auch wenn es mir schwerfällt, es zuzugeben, schneiden meine alten geliebten Pikes im Vergleich zu den neuen schlecht ab. Ich habe das gleiche Modell genommen, aus Veloursleder mit sechs Schnallen, aber die neuen unterscheiden sich qualitativ enorm von den 80er Jahre-Boots.

 hinten: neu - vorn: alt

Hersteller/Händler: 
neu: Headrazor100 (Ebay-Shop/Berlin) - alt: Underground (nicht sicher/Köln)

Kaufdatum:
2013 - 1985

Kaufpreis:
neu: 120 Euro - alt: 150 DM

Größe:
neu: 42 - alt: 41

Obermaterial:
echtes Veloursleder

Futter:
neu: Leder - alt: keins vorhanden

Absatzhöhe:
neu: 2,5 cm - alt: 7 mm 
(an einer nicht abgelaufenen Stelle gemessen)

Sohlendicke:
neu: 9 mm - alt: ca. 4 mm
(an einer nicht abgelaufenen Stelle gemessen)

Das Schnittmuster (oder wie auch immer der entsprechende Fachbegriff dafür lautet) ist dasselbe, der Schaft der neuen Pikes jedoch ein wenig höher und besitzt eine sorgfältig mit dem Futter vernähte Kante. Bei beiden ist die Ferse verstärkt, die Absätze und Sohlen der neuen, wie man auf dem Foto unten erkennen kann, wesentlich dicker. Außerdem stehen die Sohlen leicht über, was insbesondere die Schuhspitze vor'm Anstoßen schützt. Ist erst einmal gewöhnungsbedürftig, hat aber auch Vorteile.


Der auffälligste Unterschied liegt jedoch in der Farbe des Reißverschlusses: bei meinen alten ist er schwarz, hier silbern. Aber auch was die inneren Werte angeht, unterscheiden sich die alten von den neuen Pikes. Hier bieten die neuen einfach die hochwertigere Verarbeitung: sie sind gefüttert und mit einer weichen Innensohle versehen. Dadurch ist der Tragekomfort höher. Ja, ich bin in einem Alter, in dem man auf so etwas Wert legt :D
Die Riemen sind ebenfalls verstärkt, bei denen von meinen alten handelt es sich nur um fisselige, dünne Lederstreifen.


Die Form ist die gleiche, aber die Aufsicht ergibt ein leicht unterschiedliches Bild. Dadurch, daß der Schaft bei den neuen Pikes (re) höher ist, sind auch die Riemen und Schnallen höher angebracht und der Reißverschluß sichtbarer.


Fazit: trotz geringer optischer Unterschiede eine in meinen Augen absolut gelungene Kopie bzw. verbesserte Version meiner 80er Jahre-Pikes. Mein jahrelanges Suchen danach hat endlich ein glückliches Ende gefunden.

Montag, 17. Juni 2013

Back to the roots...boots...PIKES!

"Als Pikes bezeichnet man Schuhe, die vorne extrem spitz zulaufen.
(...)
Pikes wurden seit den 1980er Jahren bevorzugt von Anhängern der Wave- und Gothiksubkultur getragen, hier meist als knöchelhöhe Stiefeletten mit drei bis fünf Schnallen, jedoch sind auch flache Halbschuhe (mit gar keiner oder nur einer Schnalle) und höhere Stiefel (bis mindestens Kniehöhe und etwa 10 Schnallen) erhältlich."
Quelle: Wikipedia

Meine ersten Pikes kaufte ich Mitte der 80er Jahre, nachdem ich lange mein Taschengeld dafür gespart hatte. Die Dinger kosteten damals die nicht unwesentliche Kleinigkeit von ca. 150 DM, was für mich als Schülerin ein Haufen Kohle war. Um so geiler war's, als sie endlich mein waren!
Das war auch das erste und einzige Mal, daß ich jenes angeblich für das weibliche Geschlecht typische Glücksgefühl empfand, wenn frau sich ein Paar Schuhe kauft. Den Besuch eines Schuhladens sehe ich eher als notwendiges Übel an, das sich nicht umgehen lässt, wenn ich ein paar neue Treter brauche. Meistens gibt es eh nix, was mir gefällt und wenn doch, dann nicht in meiner abartigen Schuhgröße (42) - höchstens in der Männerabteilung.

Mein treuer (linker) Pike

Meine Pikes jedoch, ach, die sind vielmehr als nur schnödes Schuhwerk für mich! 
Zu allem Überfluß werde ich jetzt auch noch nostalgisch und ein wenig wehmütig...
Aber es hängen jede Menge Erinnerungen an diesen zwei eleganten, schmal-spitzen Stiefeletten aus weichem Veloursleder, jede mit einem schwarzen Reißverschluß und sechs Schnallen versehen. Niemals wieder stand ein Paar schönere Schuhe in meinem Schuhregal...
Die Pikes begleiteten mich fürderhin in die Schule, zum Abi-Ball, auf Reisen, Parties, in unsere damalige Stammkneipe. Wo ich hinging, da gingen auch meine Pikes hin.
Um sie ein wenig aufzupimpen, montierte ich Ketten dran - aus dem Baumarkt und mit Draht an die Schnallen getüdelt. 
Ohnehin haben wir damals viel gebastelt und genäht und das schwarze 08-15-Zeug von C&A mit Sicherheitsnadeln, Spitze, Schnüren und Nieten, die man zur Freude der Nachbarn mit viel Getöse in den Stoff gekloppt hat, zu individuellen Kleidungsstücken umgebaut. 
Hauptsache, nicht aussehen wie diese markengeilen Popper in ihren pastellfarbenen Miami Vice-Klamotten!

Gab es schwarzeń Stoff im Schlußverkauf, dann wurde zugeschlagen und Mutter bekniet, die Nähmaschine herauszuholen. Das Schnittmuster meines bodenlangen Fledermausmantels mit weiten Ärmeln und riesengroßem Kragen war natürlich auch selbst entworfen.
Mit meinen klimpernden Ketten-Pikes und diesem Umhang sah ich wahrscheinlich aus wie die dunkle Schwester von Hui Buh, dem Schloßgespenst, aber ich gefiel mir so und fand mich wesentlich cooler als meine in Esprit, Marc O'Polo oder Boss gewandeten Mitschüler. Selbstverständlich sind wir Freaks nie auf eine der Feten eingeladen worden, die jedes Wochenende irgendwo bei einem dieser Benettonfetischisten stattfanden. Aber was sollten wir auch da? Uns deren inhaltsloses Gequatsche anhören und das Gedudel aus den Charts? Neeee, das seichte Geträller von Spandau Ballet und später dann A-Ha - darauf fuhren die halt ab - war einfach nix für mich. Ich war und bin ein großer Fan von The Cure, meine damalige beste Freundin hörte Alien Sex Fiend und ansonsten das, was damals eher nicht in den Top Ten zu finden war.

Nun ja, eigentlich wollte ich nichts über Musik schreiben - ich höre ohnehin das, was mir gefällt, unabhängig vom Genre -, sondern über Pikes. Aber ich bin mal wieder ins Schwaffeln geraten *schäm*
Zurück zum Thema: PIKES!
Mit halb lachendem, halb weinendem Auge hängt mein Blick gerade an dem anscheinend einzigen Überlebenden meiner zwei Paar Pikes, der linke jener wunderbaren Wildlederstiefel, die mich ein Großteil meines Lebens begleitet haben und die bei unserem letzten Umzug leider verschwunden sind. Nun ist der besagte linke Schuh wieder aufgetaucht, der andere bleibt jedoch verschollen, mein zweites Paar - Ballerinas aus Glattleder und mit je zwei Schnallen - ebenso *schnief*

Heutzutage anständige Pikes zu bekommen, ist schier unmöglich. Seit Jahren suchte ich im Internet, bis ich irgendwann über die Schuhmanufaktur Retroshu in GB gestolpert bin. Die scheinen tatsächlich exakt die Pikes anzubieten, die ich suche: Klone meiner alten - mit dem Unterschied, daß der Reißverschluß bei meinen schwarz ist und da silbern. Aber so kleinlich simmer ja dann doch nich'! 
Leider Gottes hat sich mein anfangs gutes Bild von dieser Firma nach etlichen Recherchen in Mißfallen aufgelöst und daher sehe ich davon ab, dort zu bestellen.
Und über das Drama mit Fantasyshoes und Pennangalan will ich kein Wort verlieren. Außerdem scheinen die dort angebotenen Pikes meinen alten Babies nur auf den ersten Blick zu ähneln. Wie ich das sehe, besitzen die eine Naht zwischen Spitze und Reißverschluß und das finde ich ätzend. Als Alternative bieten sich zweifellos auch die Winklepickers der altbekannten Firma Underground an, aber die führen leider keine Klone meiner Veloursleder-Pikes.


Pikes von Nevermind

Nun stehen hier also diese wunderschönen neuen Pikes von Nevermind herum, mit denen mich die böse liebe Sally vom Paranox in Bonn in Versuchung geführt hat. Ich betrat den Laden und sie schmetterte mir fröhlich entgegen: "Wir haben übrigens Pikes da!" Und dann gab es die auch noch in meiner Größe...
Ich war quasi willenlos, als sie sich erst einmal an meinen Füßen befanden.
Und es war beinahe wieder so wie damals...