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Montag, 17. Februar 2014

Freiräume für Sub_Kultur

Am Samstag, dem 15.02., traf ein Haufen buntgemischtes Volk auf dem Bonner Kaiserplatz zusammen, um für mehr Freiräume für Sub_Kultur und gegen die Verödung der Bonner Kulturlandschaft auf die Straßen zu gehen. Die Teilnehmer waren zwar hauptsächlich jugendlichen Alters, aber im Grunde waren alle Bevölkerungsschichten vertreten: vom Säugling bis zum Rentner, vom Stino bis zum Grufti und zum Punk. Jaaaa, es gibt tatsächlich noch Punks in Bonn, ich war ganz geplättet!


Hintergrund dieser Demo: eine Handvoll Kleingeister, die sich von div. Open-air-Festivals, public viewing und anderen (sub-)kulturellen Ereignissen, die in und um Bonn herum stattfinden, gestört fühlen, haben davor gesorgt, daß diese Events zunächst nur noch unter strengsten Auflagen bzw. gar nicht mehr stattfinden konnten. So starb die R(h)einkultur nach fast 30 Jahren aufgrund "mangelnder Unterstützung der Stadt Bonn" *hüstel* U.a. liegt die "mangelnde Unterstützung" wohl auch in dem nicht wirklich klaren Standpunkt der Rathaus-Bon(n)zen begründet, die zwar die Menschenmassen, die die R(h)einkultur anzog, begrüßten, aber dennoch den Klagen einiger Anwohner (das ging mehrfach durch die Lokalpresse) Gehör schenkten.
Ganz aktuell ist der Streit um die Klangwelle auf dem Münsterplatz, den zwei (!!!) Querulanten angezettelt haben, denen es bei ihrem Umzug in die Bonner Innenstadt wohl nicht klar war, daß mitten in der City wohl ein wenig mehr Trubel herrschen kann als in 'ner Dorfrandlage. Wir sind gespannt, wie lange sie noch den Weihnachtsmarkt dulden werden...



Es ist mir unbegreiflich, daß die Bonner Bürokraten den Forderungen einiger Weniger, die ihr Ruhebedürfnis höher schätzen als die Bewahrung des kulturellen Lebens in Bonn, stattgeben. Damit sägen die Verantwortlichen eigentlich selbst den Ast ab, auf dem sie sitzen, denn seien wir mal ehrlich: Bonn war immer schon ein langweiliges Provinznest, das, seitdem Berlin wieder Hauptstadt des deutschen Reiches, ähm, pardon, von Großdeutschland, neee, das war's auch nicht... unserer Bananenrepublik wurde, langsam, aber sicher in seinen Dornröschenschlaf zurück sinkt. Festivals wie die R(h)einkultur in den Rheinauen, der Kunstrasen, Konzerte auf dem Marktplatz, die Klangwelle oder der Künstler- und Handwerkermarkt auf dem Münsterplatz, Rhein in Flammen, das Beethovenfest, der große Rheinauenflohmarkt, die Oper (die auch mit einer Menge Schwierigkeiten zu kämpfen hat, um es mal verharmlosend auszudrücken) etc. etc. - es gab/gibt unendlich viele und vielfältige Veranstaltungen in und um Bonn - locken Besucher an, die wiederum jede Menge Kohle in die ewig klammen Stadtkassen spülen. Für jeden war/ist etwas dabei und dementsprechend sprachen/sprechen diese unterschiedlichen Events auch zahlreiche Menschen an. Und wenn viele Menschen zusammenkommen, gibt es nun einmal Lärm. Musik z.B. Ganz, ganz gräßlich! Wahrscheinlich ist Beethoven deshalb ertaubt. Freude schöner Götterfunken, aber bitte nicht in Bonn...



Da guckt der liebe Ludwig van ganz stoisch auf die Menschenmenge auf dem Münsterplatz herab und wundert sich wahrscheinlich darüber, wie weit es mit seiner Heimatstadt gekommen ist, daß die Leute für ihr Recht, Musik hören und sich daran zu erfreuen, demonstrieren müssen.


Paradox ist es gar, daß die Stadt Bonn auf ihrer Homepage so für sich wirbt: "Bonn gilt jeher als Kulturstadt. Aus dieser Tradition hat sich in allen kulturellen Sparten ein vielfältiges, lebendiges und erfolgreiches Kulturleben entwickelt.", aber alles dafür tut, den Veranstaltern Steine in den Weg zu legen oder dringend benötigte Zuschüsse und Gelder zu streichen und in andere Kanäle zu leiten. Das Bonner Kulturleben liegt im Sterben, aber das scheint bei den Bon(n)zen im Rathaus noch nicht angekommen zu sein...



Weitere Links zum Thema: 


Montag, 22. April 2013

Schwarzträger = Emo?!?!

Der letzte Samstag war einmal wieder sehr aufschlußreich, was die Intoleranz und Beschränktheit unserer Mitmenschen angeht. Wirklich erstaunlich war, daß sich diese Zusammenstöße mit Jugendlichen ereigneten, von denen man doch eigentlich eine gewisse Aufgeklärtheit und Liberalität erwarten könnte - nicht zuletzt dank der Vielfalt an Medien und Informationen, die heutzutage zur Verfügung stehen.
Ob ich zuviel von diesen pubertären Gören erwarte? Bestimmt. 
Das, was ich erwarte, weil ich es auch anderen entgegenbringe, ist ein Mindestmaß an Respekt und Toleranz. Und wenn man letzteres schon nicht aufzubringen vermag, dann sollte man sich auf seine gute Erziehung besinnen - falls man eine solche überhaupt genossen hat - und nicht in der Öffentlichkeit herumpöbeln.

Kurz zur Vorgeschichte: am Samstag besuchten meine vierzehnjährige Tochter und ich den Berufsinformationstag in der Schule, eine Pflichtveranstaltung. Ich trug halt mal wieder meine üblichen schwarzen Klamotten - was auch sonst? Mein Mantel ist vielleicht ein Stück zu lang für den konventionellen Geschmack und ab der Taille zu ausgestellt und meine Pikes (jaaaaa, ich hab' mir letzten Monat neue gegönnt!) ein wenig zu spitz ;-)  Das Töchti folgt Mamas 80er Jahre-Gruftstyle nicht wirklich, aber nimmt gerne meine alten Klamotten, die noch aus meiner Teenagerzeit stammen (und die ich gehegt und aus nostalgischen Gründen aufbewahrt habe), kombiniert die mit den ihren und verfolgt ihren ganz eigenen dunkelbunten Stil.
Also tauchten wir beide schwarzgewandet - also in unserer alltäglichen Kleidung - in der Schule auf...

Quelle: Google Bildersuche - Cartoon spukt auf etlichen Internetseiten herum.
No copyright infringement intended.


"Emo!" war noch das Harmloseste, was man uns hinterherrief - das sollten wir an diesem Tag noch öfters zu hören bekommen -, und "Halloween ist schon vorbei!" Das kam ausgerechnet von einem Halbstarken, dessen Hose unter'm A... hing und der aussah, als wäre er in die Zombieapokalypse geraten, nun ja...
Ein 14-/15jähriger meinte gar, mir raten zu müssen, ich solle erwachsen werden *LOL* Das war der Knaller schlechthin!
Leider hat meine Tochter noch kein so dickes Fell wie ich und reagiert auf solche Zurufe. Ich registriere diese Äußerungen zwar, sie prallen jedoch an mir ab. Ich schere mich nicht um das, was Fremde, die mich nicht kennen und auf deren Bekanntschaft ich auch nicht unbedingt Wert lege, von mir halten. Genau das versuche ich auch meinem Töchti beizubringen und bislang klappt das ganz gut. Nebenbei bemerkt bin ich sehr stolz auf mein Mädchen: auch wenn sie sich über diese Dumpfbacken ärgert, läßt sie sich nicht von ihnen beeinflussen, sondern zieht ihr Ding durch. Nur der Spamfilter auf ihren Ohren muß noch undurchlässiger werden.

Das Einzige, was mich nervt, ist, wenn man mich als Emo bezeichnet, muß ich zugeben. Ich hasse es, in diese Schublade gesteckt zu werden, auch wenn sich derjenige, der alle Schwarzträger für Emos hält, dadurch als ignoranter Dummkopf erweist. Keine Ahnung von Subkulturen, aber man hat ein modisches Schlagwort aufgeschnappt und freut sich offensichtlich, damit mal jemanden beleidigen zu können. Denn an der Schule hier ist EMO schon längst die Abkürzung für Emotionales Mobbing Opfer geworden. Supi!

Eigentlich ist es traurig, daß die meisten Halbwüchsigen nur durch die Herabsetzung anderer von ihren Minderwertigkeitskomplexen ablenken und somit ihr Selbstbewußtsein (oder Selbstüberschätzung?) vor ihrer Clique demonstrieren können. Selbstbewußtsein...hmmm, besitzen diese Kids, die mitten in der Phase der Selbstfindung stecken, so etwas überhaupt? Ich meine damit: sind sie sich ihrerselbst überhaupt bewuß?
Schauen wir einmal, was Wikipedia (die m.E. kein ernstzunehmendes Nachschlagewerk ist, aber naja...) dazu sagt: "Selbstfindung ist ein Begriff aus der Enwicklungspsychologie Er beschreibt einen in der Pubertät beginnenden Prozess, durch den ein Mensch versucht, sich in seinen Eigenheiten und Zielen zu definieren, vor allem in Abgrenzung von der Gesellschaft und ihren Einflüssen."
Ähm, ja...für die Kids, denen wir begegnet sind, gilt das wohl nicht. Die definieren sich anscheinend nur durch größtmögliche Anpassung an die Gesellschaft, deren Normen und Trends. Ist ja auch kein Wunder, denn um sich selbst zu finden, muß man sich erst einmal suchen - was aber, wenn die Suche ergebnislos bleibt? Bei den Typen, die hohler sind als Christbaumkugeln, gibt's eben nicht viel zu entdecken. Denen bleibt nichts anderes übrig, als dem Rest der Hammelherde zu folgen und sich anzupassen.                                                                                                                                                                                         

Quelle: Google Bildersuche - Cartoon spukt auf etlichen Internetseiten herum.
No copyright infringement intended. 

Daher sollte ich auch deren "Emo!"-Ruf überhören - dafür bleibt mir das genervte Stöhnen und Augenrollen anderer Grufts im Gedächtnis kleben, die das ebenfalls kennen und schon so betituliert worden sind.
Keine Sorge, es folgt jetzt keine Sonntagspredigt über die Unterschiede zwischen Emos und Goths. Es gibt genügend Seiten im Internet, wo die Problematik diskutiert und dokumentiert wird: z.B. Goth vs. Emo oder Goth and Emo oder Emo als Subkultur
Humorvoll mit weiteren Cartoons wird das Thema von Trellia abgehandelt: Emo-Kids
Mitten ins Schwarze getroffen! :-D

Was genau stört mich nun daran, als Emo bezeichnet zu werden?
Zum einen sollte man auf den ersten Blick und anhand ganz oberflächlicher Kriterien - Kleidung und Frisur z.B. - erkennen können, daß ich keiner bin. Auf der anderen Seite - und das können die wenigsten beurteilen - passe ich von meinen Interessen und Charakterzügen gar nicht ins Emoraster - Klischees lassen grüßen. 
Um's klarzustellen: ich habe nichts gegen Emos, ich habe nur etwas dagegen, diesen (oder irgendeinen) Stempel aufgedrückt zu bekommen. Und ich habe etwas dagegen, daß einige Unbelehrbare meinen, sie könnten mit ein paar dummen Bemerkungen Einfluß auf die Lebensgestaltung anderer nehmen. Selbst meiner Schwiegermutter antworte ich auf "Du mußt...blablabla..." mit "Ich muß gar nichts, nur irgendwann einmal sterben!"