Oder wie man in den 80ern als Grufi überlebte...
Es war ein schöner Samstagabend, als
ich diese Frage das erste Mal vernahm.
Irgendein Sommerwochenende in den 80ern
und die Ampel war gerade rot.
Ich saß
hinten im Auto, vor mir eine Freundin, die knapp zwei Jährchen älter
war als ich und gerade ihren Führerschein gemacht hatte, daneben ihr
Freund. Im Kassettenrekorder dröhnte „Shake Dog Shake“ vom Album
„Concert – The Cure live“.
Wir waren auf dem Weg nach Meckenheim,
um einen Bekannten abzuholen, danach wollten wir in unsere
Stammkneipe.
Es war, wie gesagt, Sommer und
dementsprechend heiß. Die Fenster hatten wir heruntergekurbelt, aber
nur ein Stückchen, damit der Fahrtwind unsere mühevoll zerzausten
Haargebilde nicht zerstörte.
Trotzdem pustete es auf der
Schnellstraße ganz ordentlich. Ich ging hinter dem Fahrersitz in
Deckung – es war ohnehin schwierig genug gewesen, die aufgetürmte
Frise heil ins Auto zu bekommen und jetzt auch noch dieser blöde
Wind...
Meine Freundin kurbelte beinahe schon
panisch die Fenster wieder hoch.
„Hassu Haarlack dabei?“ kiekste sie
hysterisch.
Hektisches Gezuppel an
weiß-schwarz-lila gefärbten Strubbelhaaren ihrerseits, hektisches
Gewühle in der Tasche meinerseits.
Haarlack hatte man damals
selbstverständlich immer dabei.
Zwar war der gekreppte und toupierte
Zottellook à la Robert Smith dank Gel und Haarlack ultrastrong
bombenfest einbetoniert und das Krähennest quasi sturmsicher, aber
selten verließ man das Haus ohne eine Notfallpulle Haarspray.
Endlich hatte ich das Gewünschte in
den schwarzen Abgründen meiner Tasche gefunden, reichte meiner
Freundin den Haarlack und sie dieselte sich großzügig damit ein.
Die Luft im Auto verklebte uns schlagartig die Lungenbläschen, aber
die Frisur war gerettet.
Neben uns ein paar Popper im
ultrafeinen Ausgehzwirn und Papas BMW, die mit offenen Mündern zu
uns herüberstarrten. Wahrscheinlich dachten die, diese komischen
Gestalten dröhnten sich mit irgendeiner geheimnisvollen Droge zu –
Gruppenschnüffeln im klapprigen schwarz-roten Uraltpolo. Man muß ja
schon bekifft sein, wenn man sich Tinto (einer der kleinen Vampire
aus „Tierisch vampirisch“ von Jackie Niebisch) auf die Motorhaube
malt. Der zierte nämlich die des Autos meiner Freundin samt seiner
bluttriefenden Hauerchen.
Wir winkten fröhlich zu den
geschockten Popperkids hinüber, sie schauten blitzschnell weg und
starrten betreten auf die Ampel, die einfach nicht grün werden
wollte.
Was dachten die wohl? Daß wir sie mit unserem Haarlack k.o.
sprühen würden, um sie auszurauben? Oder daß wir die Zähne blecken und über sie herfallen würden, um sie auszusaugen?
Gemütlich lehnte ich mich zurück, als meine Freundin wieder anfuhr.
Die Stimmung war bombig, die Haare hielten dank einer Extraportion Haarlack und wir gröhlten "Primary"mit...
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