Dienstag, 29. Januar 2013

Altägyptisches Erdmandelkonfekt

Zur Abwechslung mal kein Genöle von mir, sondern ein original altägyptisches Rezept aus der Grabkammer des Wesirs Rechmire (15. Jh. v. Chr.), das ich im Rahmen eines Seminars übersetzt und dann schließlich nachgekocht habe. Da die alten Ägypter leider keine genauen Angaben zu den Zutaten und der Herstellung des Konfekts gemacht haben, bleibt einem nichts anderes übrig, als die dargestellten Vorgänge Pi mal Daumen nach Bild und Beischrift nachzubasteln.

Man benötigt Honig (den cremigen, nicht den flüssigen!), Erdmandelmehl und Fett. Die alten Ägypter nahmen wohl Rindertalg, ich greife lieber zu Palmin (Kokosfett), ein adäquater Ersatz. Bei dem Erdmandelmehl handelt es sich um die fein gemahlenen Knollen der unterirdischen Ausläufer von Cyperus esculentus (auch Tigernuß genannt), einem Verwandten des Papyrus. Das Mehl ist im Reformhaus zu erhalten oder bei Diätlebensmitteln in Supermärkten - zumeist in der Nähe glutenfreier Lebensmittel, da es auch als Mehlersatz für Zöliakiekranke verwendet wird. Es schmeckt nussig und ziemlich süß.



Nun aber ans Machen:
Zunächst siebt man drei EL Erdmandelmehl in eine Schale, vermischt diese mit drei bis vier EL Honig und rührt so lange, bis daraus eine homogene Masse entstanden ist. Die gießt man nun in eine flache Pfanne und erhitzt das Ganze auf mittlerer Flamme, bis ein zartes Röstaroma zu vernehmen ist. 



Dann gibt man zwei Klötze einer Palminpackung hinein und läßt das Fett unter ständigem Rühren schmelzen. Falls sich Fett absetzen sollte, kann man noch etwas mehr Honig und Erdmandelmehl hinzugeben. Die Masse sollte nun noch ein paar Minuten auf dem Herd verbleiben, bis sie anfängt einzudicken. Rühren dabei nicht vergessen! 
Die Mischung gießt man nun auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech und lässt sie erkalten.
Wenn sie fest geworden ist, schneidet man sie in Dreiecke. 



In Bonbonpapier gewickelt halten die altägyptischen Bonbons von Herrn Rechmire auch einige Zeit, falls sie denn überhaupt den nächsten Tag erleben. Die schmecken nämlich unglaublich gut!

Bildquelle: Nach den Gemälden von Nina de Garis Davies, Metropolitan Museum of Art, Tomb of Rekhmire

Freitag, 25. Januar 2013

Was die Kochprofis mit Ägyptologen gemeinsam haben....

Hallihallo mal wieder nach einer längeren Blogpause!
Ein neues Jahr hat angefangen, an das ich mich noch nicht gewöhnt habe und das mir aufgrund der Jahreszahl schon mal unsympathisch ist - 2013, uuuuuuh! Das Jahr hat abgesehen von massiven Zahnschmerzen jedoch gut angefangen. Ich habe ein Blockseminar absolviert, mit Freunden die zur Zeit laufende Amarna-Ausstellung in Berlin besucht und jede Menge vor. So weit, so gut! Neulich jedoch, als ich so durch das Internet streifte und mal hierhin, mal dorthin surfte, stieß ich auf die ein oder andere Seite, deren Betreiber(in) sich befleißigt sah, ihren/seinen Namen in Hieroglyphen schreiben zu müssen. Noch schlimmer isses, wenn diese, hmmm, nennen wir sie mal interessierte Laien einen ganzen Ägyptenroman oder gar ein Sachbuch zum Thema verfassen. Natürlich weiß ich, daß das Alte Ägypten und insbesondere die Hieroglyphenschrift viele Leute in den Bann ziehen. Das ist auch gut und vollkommen in Ordnung so. Ich interessiere mich ja auch nicht nur und ausschließlich für meinen Beruf - naja, im Grunde....äääh, doch, schon...*GG* 
Mein Beruf ist einfach der geilste und spannendste Beruf, den es gibt und nichts macht mich glücklicher als einen Hieroglyphentext zu lesen und zu übersetzen. Dann kribbelt es in meiner Magengrube, als wäre ich frisch verliebt, und in meinem Blut kreist eine Überdosis Endorphine, wenn ich meiner Arbeit nachgehe. Das Gegenteil tritt allerdings ein, wenn ich mir den Käse reinziehen muß, den diese interessierten Laien verzapfen. 

Da geht es mir dann so wie Mike Süsser. Kennt ihr doch, oder? 
Mike ist einer von den Kochprofis, einer Gang von Sterneköchen aus dem Trash-TV, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Möchtegerngastronomen und Hobbyköchen, die ihre Passion zum Beruf gemacht haben, klarzumachen, daß nicht jeder dazu berufen ist, ein Restaurant zu führen. Wenn ich mir anschaue, was da einige Typen in ihren Küchen zusammenbasteln und die Chuzpe besitzen, ihr Gemansche fremden Menschen vorzusetzen und auch noch Geld dafür zu verlangen, dann grenzt das schon fast an Auftragsmord oder zumindest an vorsätzlicher Körperverletzung. Der Mike und seine Kollegen kriegen dann immer so schön die Krise - klar, steht ja so im Drehbuch!
Ohne Ausbildung in einem Lehrberuf herumzupfuschen, meint der Mike, kann nur in die Hose gehen. Wer nix wird, wird Wirt - das mag der Mike nicht hören. Und wo der Mike recht hat, hat er recht! Es reicht eben nicht, mal in ein Kochbuch zu gucken und eine Handvoll Rezepte auszuprobieren, um ein Restaurant aufzumachen!
In der Ägyptologie ist es ähnlich. Da pfuschen viel zu viele Laien herum, die mal zwei, drei Ägyptenbücher gelesen oder das sog. Hieroglyphenalphabet für Touristen in Kairo erworben haben, und schwingen sich zum Ägyptenkundigen und Hieroglyphenexperten auf. Zu allem Überfluß glauben die auch noch, ihre Weisheit mit anderen teilen zu müssen und veröffentlichen ihre Ergüsse im Internet oder sonst wo.
Wieso nur???

Quelle: cartoonstock.com

 
Ich mein', ich schreib doch auch kein Buch über Marie Curie und ihre Forschungen zur Radioaktivität oder Physik und Elektrizität, obwohl ich damit täglich Umgang habe. Strom, das ist eine unsichtbare Macht, die aus dem Nichts kommt und ohne die mein PC und meine Kaffeemaschine nicht laufen, wahrscheinlich von Dämonen hergestellt und anderen dunklen Mächten. Überhaupt ist das alles schwarze Magie.
Neee, davon habe ich keine Ahnung, also halte ich am besten meine Klappe und meine Finger still. Aber was ägyptische Geschichte angeht oder die ägyptische Schrift und Sprache, dazu meint jeder, müsse er etwas beitragen, egal, wie unsinnig oder falsch es auch ist. Wagt man dann als Fachfrau, diejenigen zu kritisieren oder gar Fehler zu berichtigen, erntet man im besten Falle ein schnippisches "Das habe ich aber so gelesen!" oder "Das steht aber so im Buch!" 
*seuuuuuuuuuuufz*
Ja, neeeeeee, is' klar! Da verbringt man Jahre auf der Uni, lernt die verschiedenen Sprachstufen des Ägyptischen, das nicht ganz einfache Zeichensystem und die Grammatik, setzt sich mit Hieratisch, Demotisch und Koptisch auseinander, studiert die Geschichte und die Denkmäler der Pharaonen und dann muß man sich im Grunde sagen lassen, daß alles ganz easy wäre und jeder, auch ohne ein langes und mühseliges Hochschulstudium zu absolvieren, Hieroglyphen lesen und schreiben könne.
Supi, dann werde ich Chirurgin - habe ich auch nicht studiert, aber ich kann Fleisch schneiden - und schnippele demnächst einfach mal an ein paar Menschen herum. Ist ja fast das Gleiche wie ein Brathähnchen, hat nur eine etwas andere Form und ist ein bißchen größer. Ich könnte auch Zahnärztin werden, eine Bohrmaschine haben wir und mit Fimo und ein bißchen Draht bastele ich bestimmt traumhafte Prothesen und Brücken!

Ach nein, gemäß dem Sprichwort "Schuster, bleib' bei deinen Leisten!" bleibe ich lieber bei meinen Hieroglyphen, koche für meine Familie in der heimischen Küche und nicht in einem Restaurant, schreibe auch kein Fachbuch über Elektrizität, obwohl ich einen Stecker in die Steckdose stecken kann und ihr, ihr Ägyptenverrückten, ihr könnt ruhig weiter eure komischen Hieroglyphen im stillen Kämmerlein weiterpinseln, aber bitte, biiiiiiitte zeigt das Zeug weder auf eurer Homepage noch auf eurem Blog oder sonst irgendwo, wo ich darauf stoßen könnte. Das ist Folter und treibt mir die Tränen in die Augen!
Sonst komme ich irgendwann mit meiner Bohrmaschine, wenn ihr Zahnweh habt, und meinem Fimo für die Plomben und werde mich an euch rächen!