Donnerstag, 20. Juni 2013

Hassu Haarlack dabei? - Teil 3


Die 90er oder wie der Haarlack aus meiner Tasche verschwand und wieder zurückkehrte...


Das Ende der 80er bedeutete für mich nicht nur das Ende meiner Schulzeit, sondern stellte auch den Anfang vom Ende meiner aktiven Zeit in der schwarzen Szene dar. Mit dem Abitur eröffneten sich mir endlich die Wege, die ich immer schon einschlagen wollte, fernab von den täglichen Grabenschlachten und Wortgefechten in den Gängen unseres Dorfgymnasiums, fernab von der beschränkten Welt und den Zwängen der Schule, die ich nur durchgestanden hatte, um meinen Traumberuf erlernen zu können...

Mein Freundeskreis änderte sich zwangsläufig in jener Zeit.
Das, was uns während der Schulzeit zusammengeführt hatte, war zum großen Teil hinfällig geworden: wir waren keine Außenseiter im Verband unserer Jahrgangsstufe mehr, eine Handvoll Eigenbrötler, die aus dem Rahmen fielen und sich genau dadurch selbst definierten, die sich abgrenzen wollten und ihren Klassenkameraden hin und wieder gerne Uniformität unterstellten und die Monotonie ihres aus unserer Sicht öden Seins unter die Nase rieben.
Ja, auch ich kann mich und besonders mein Teenie-Ich nicht davon freisprechen, Leute in Schubladen zu stecken bzw. gesteckt zu haben. Und mit der viel beschrienen Toleranz der Schwarzgewandeten war es zumindest in unserem dunkelbunten Umfeld nicht weit her. Wir waren damals Kinder und diesen noch nicht ganz fertigen Menschen sind Eigenschaften wie Verständnis und Nachsicht im Umgang mit ihren Mitmenschen doch ziemlich fremd. Im Gegenteil, wir waren stolz darauf, nicht so zu sein wie alle anderen und blickten sogar mit einem Quentchen Hochmut auf diese langweiligen Normalos herab.
Das Anderssein einte uns – anders im Hinsicht auf die Musik, die wir hörten, die Bücher, die wir lasen, die Themen, die wir diskutierten, die Orte, die wir aufsuchten, die Interessen, die wir teilten. Nicht zuletzt dienten Kleidung, Haartracht und Make-up der Visualisierung der gewaltigen Kluft, die uns in jeglicher Hinsicht von den anderen trennte.

Diese Kluft war plötzlich nicht mehr vorhanden, nach dem Schulabschluß zerbrach der Klassenverband und ich mußte mich neu orientieren.
Ich begann das ersehnte Ägyptologiestudium und traf andere Ägyptenverrückte, mit denen ich mich austauschen konnte, hatte einen guten Nebenjob in einer Arztpraxis (eine weiße Kluft war unumgänglich), und der Kontakt zu meinen alten Freunden brach langsam, aber sicher ab.
Meine Vorliebe für schwarze Kleidung, Horrorliteratur und -filme und mein Musikgeschmack änderten sich zwar nicht, jedoch kamen andere Interessen hinzu: mein Horizont erweiterte sich und damit verschoben sich meine Prioritäten. Was in den 90er Jahren in der schwarzen Szene passierte, ist größtenteils an mir vorbeigegangen bzw. weiß ich nur vom Hörensagen. Ich hielt mich damals im wesentlichen in der Uni oder an meinem Arbeitsplatz auf und fuhr, so oft es mir möglich war, nach Ägypten (Pikes sind nicht sehr zweckmäßig, um in Gräbern herumzukrauten und schwarze Klamotten sorgen im Hochsommer im Luxor nur für einen Kreislaufkollaps). Außerdem pflegte ich verstärkt eines meiner Hobbies: die Darstellung einer Klingonin aus Star Trek. Im Nachhinein sehe ich zwischen meiner schwarzgewandeten Klingonin und dem gruftigen Teenager, der ich einmal war, einige Parallelen. Nicht nur, daß ich die Einzige in meinem damaligen Umfeld war, die einer solch exotischen Freizeitbeschäftigung nachging, ich suchte und fand dadurch neue Freunde und Bekannte, denen es ebenso Spaß machte, sich die Kostüme und Masken, die man für eine ordentliche Darstellung brauchte, selbst zu nähen und zu fabrizieren. Wie oft haben wir Nerds, von den Briefmarken sammelnden Normalos spöttisch belächelt, gemeinsame Basteltage verbracht, Maskenbildnertipps ausgetauscht und uns beim Schminken und Maske/Kostümanlegen geholfen, bevor es auf eine Convention ging! Ja, auch da hatte ich Haarlack dabei, um die struppige Klingonenkreppfrisur, die doch ein wenig an den Zottellook meiner Gruftizeit erinnerte, den Tag überstehen zu lassen!
Ein wenig war es wie früher, als man sich seine Gruftklamotten selber nähte und seinen Nietenschmuck selbst zusammendrosch, sich beim Toupieren der Haare helfen und von der Freundin den Lidstrich ziehen ließ...

Nur war die Klingonin nicht mehr als eine Verkleidung für mich, die mich aus dem Alltag ausbrechen und in eine andere Rolle schlüpfen ließ, der Grufti (oder meinetwegen auch Goth) jedoch ist tief in mir verwurzelt. Er ist ein Teil meines Ichs, ein ziemlich eigensinniger Teil, der gerne gegen gesellschaftliche Zwänge rebelliert, aber mittlerweile akzeptiert hat, daß es unumgänglich ist, sich hin und wieder den gängigen Normen anzupassen – wenigstens ein Stück weit – und der durchaus in der Lage ist, zu erkennen, wann man besser die Pikes und Nietengürtel im Schrank zu lassen hat.

Im Grunde ist dieser Teil in den 80ern stecken geblieben. Mag sich die schwarze Szene auch weiterentwickelt haben, ich bleibe meinem altmodischen Gruftstyle treu. Mit Cybergoths kann ich nichts anfangen, die sind mir zu bunt und zu schrill und was Steampunk mit Gothic zu tun hat, erschließt sich mir auch nicht. Da bin ich konservativ. Überhaupt schaue ich mir mit Staunen und teilweise offenem Mund an, was es so alles für den Gothic von heute und die kuriosen Ableger, die die schwarze Szene getrieben hat, zu erwerben gibt. Und mehr als einmal habe ich mich schon bei dem Gedanken „Das hätte es damals bei uns aber nicht gegeben!“ ertappt. Naja, leben und leben lassen und wer Spaß am pinkfarbenen Schläuchen mit blinkenden LEDs auf'm Kopf hat, dem sei der von Herzen gegönnt!

Wenigstens brauche ich bei diesen Cybergoths keine Angst zu haben, daß sie mir ein Paar Pikes vor der Nase wegschnappen und die Ruhe auf meinem Friedhof stören! ;-)


P.S.: Wenn ich von „wir“ oder „man“ schrieb, meinte ich damit nicht generell die schwarze Szene, sondern ausschließlich meinen damaligen Freundeskreis und meine Wenigkeit. Bei „den anderen“ handelt es sich dementsprechend um Mitschüler, Kommilitonen, Kollegen, Verwandte etc. Kurz: die Typen aus den Schubladen „Popper“ und „Normalo“ :-D

Mittwoch, 19. Juni 2013

Hassu Haarlack dabei? - Teil 2

Oder wie man als Grufti in den 80ern überlebte...


So abwegig war die Idee eigentlich nicht, den Haarlack als Waffe zu gebrauchen – selbstverständlich nur zur Selbstverteidigung und nicht um ein paar Popperkids ihrer rosafarbenen Poloshirts zu berauben.
Das klebrige Spray konnte nämlich auch als Tränengasersatz dienen, falls man auf ein paar besoffene Skinheads traf, die gerade darauf aus waren, ein paar „Gruftis zu klatschen“.
Gott sei Dank kam ich nie in eine solche Bredouille, aber ich war froh, immer mein Haarspray in den Untiefen meines Rucksacks zu wissen, nachdem ich schon von dem ein oder anderen unerfreulichen Zusammenstoß zwischen Glatzköppen und Dunkelbunten gehört hatte. Meine Erfahrungen diesbezüglich beschränken sich darauf, nur angepöbelt zu werden, aber das reichte mir schon.
Dabei mußte man nichts anderes tun, als den Skins aus dem Weg zu gehen: deren Revier befand sich beim Hauptbahnhof, das unsrige beim Stadthaus. Traf man sich dennoch in der Innenstadt, die genau dazwischen liegt, hieß es, die Zähne zusammenzubeißen und darauf zu hoffen, daß der Haarlack nicht zum Einsatz kommen mußte.

„Hassu Haarlack dabei?“ ertönte wesentlich zaghafter die Frage, als uns eines Samstagsabends einmal eine Horde krakehlender Skins entgegenkam. Ich nickte stumm und schluckte. „Gut, ich auch,“ wisperte es zurück. Wir taten allerdings cool und ignorierten die Bierflaschen schwenkende Bande, um zügig unserer Wege zu gehen. Der Haarlack wurde an diesem Abend dennoch gebraucht, aber wirklich nur, um die Frisur zu richten!




Eine andere Möglichkeit, diesen unliebsamen Begegnungen zu entgehen, war es, sich auf dem Friedhof zu verstecken und die Party dorthin zu verlegen.
Da trauten sich die Skins nämlich nicht hin.
Bei Kerzenschein und einer Flasche Wein, die die Runde machte, las man klassische Gruselgeschichten wie „Der Horla“ von Guy de Maupassant oder „Carmilla“ von Sheridan Le Fanu. sprach über den unvermeidlichen „Dracula“ von Bram Stoker und dessen diverse Verfilmungen und die frühen Werke von Stephen King (die ich damals als Jugendliche gerne las, heute finde ich die Geschichten eher platt und vorhersehbar), beobachtete Fledermäuse, diskutierte über Gott und die Welt und genoß einfach die Stille bei Mondschein und Sternengeflimmer.
Schwarze Hühner haben wir allerdings nicht geschlachtet und auch keine Grabsteine beschmiert, wie man uns gerne unterstellt(e), und auch Satan nicht beschworen.
Im Grunde haben wir uns einfach nur die richtige Location für unsere Literatur- und Diskussionszirkel gesucht, um diesen Zusammenkünften mal einen etwas hochtrabenden Namen zu geben. Sich Vampirgeschichten mitten in der Nacht auf einem Friedhof oder im Schatten einer alten Burgruine, von denen es in unserer Gegend etliche gibt, zu erzählen, das sorgte für angenehmen Grusel und das ganze Ambiente dafür, daß man vollkommen in die Geschichte eintauchen konnte.




Okkultismus und diverse Praktiken, Kontakt mit dem Jenseits aufzunehmen, waren jedoch auch beliebte Themen, mit denen wir uns beschäftigten. Der einzige Versuch, mit einem Verstorbenen zu kommunizieren endete jedoch dank eines zu hohen Alkoholpegels der Beteiligten in albernem Gegacker, als wir unsere erste (und letzte) Séance abzuhalten versuchten und unser angebliches Medium mit dem Knie von unten an die Tischplatte klopfte und im schaurigen Tonfall „Buhuhuhuuuuuu!“ hauchte...

Dienstag, 18. Juni 2013

Hassu Haarlack dabei? - Teil 1


Oder wie man in den 80ern als Grufi überlebte...


Es war ein schöner Samstagabend, als ich diese Frage das erste Mal vernahm.
Irgendein Sommerwochenende in den 80ern und die Ampel war gerade rot.
Ich saß hinten im Auto, vor mir eine Freundin, die knapp zwei Jährchen älter war als ich und gerade ihren Führerschein gemacht hatte, daneben ihr Freund. Im Kassettenrekorder dröhnte „Shake Dog Shake“ vom Album „Concert – The Cure live“.




Wir waren auf dem Weg nach Meckenheim, um einen Bekannten abzuholen, danach wollten wir in unsere Stammkneipe.
Es war, wie gesagt, Sommer und dementsprechend heiß. Die Fenster hatten wir heruntergekurbelt, aber nur ein Stückchen, damit der Fahrtwind unsere mühevoll zerzausten Haargebilde nicht zerstörte.
Trotzdem pustete es auf der Schnellstraße ganz ordentlich. Ich ging hinter dem Fahrersitz in Deckung – es war ohnehin schwierig genug gewesen, die aufgetürmte Frise heil ins Auto zu bekommen und jetzt auch noch dieser blöde Wind...
Meine Freundin kurbelte beinahe schon panisch die Fenster wieder hoch.
„Hassu Haarlack dabei?“ kiekste sie hysterisch.
Hektisches Gezuppel an weiß-schwarz-lila gefärbten Strubbelhaaren ihrerseits, hektisches Gewühle in der Tasche meinerseits.
Haarlack hatte man damals selbstverständlich immer dabei. 

Zwar war der gekreppte und toupierte Zottellook à la Robert Smith dank Gel und Haarlack ultrastrong bombenfest einbetoniert und das Krähennest quasi sturmsicher, aber selten verließ man das Haus ohne eine Notfallpulle Haarspray.
Endlich hatte ich das Gewünschte in den schwarzen Abgründen meiner Tasche gefunden, reichte meiner Freundin den Haarlack und sie dieselte sich großzügig damit ein. Die Luft im Auto verklebte uns schlagartig die Lungenbläschen, aber die Frisur war gerettet.
Neben uns ein paar Popper im ultrafeinen Ausgehzwirn und Papas BMW, die mit offenen Mündern zu uns herüberstarrten. Wahrscheinlich dachten die, diese komischen Gestalten dröhnten sich mit irgendeiner geheimnisvollen Droge zu – Gruppenschnüffeln im klapprigen schwarz-roten Uraltpolo. Man muß ja schon bekifft sein, wenn man sich Tinto (einer der kleinen Vampire aus „Tierisch vampirisch“ von Jackie Niebisch) auf die Motorhaube malt. Der zierte nämlich die des Autos meiner Freundin samt seiner bluttriefenden Hauerchen.

Wir winkten fröhlich zu den geschockten Popperkids hinüber, sie schauten blitzschnell weg und starrten betreten auf die Ampel, die einfach nicht grün werden wollte.
Was dachten die wohl? Daß wir sie mit unserem Haarlack k.o. sprühen würden, um sie auszurauben? Oder daß wir die Zähne blecken und über sie herfallen würden, um sie auszusaugen?  

Gemütlich lehnte ich mich zurück, als meine Freundin wieder anfuhr.
Die Stimmung war bombig, die Haare hielten dank einer Extraportion Haarlack und wir gröhlten "Primary"mit...




Montag, 17. Juni 2013

Back to the roots...boots...PIKES!

"Als Pikes bezeichnet man Schuhe, die vorne extrem spitz zulaufen.
(...)
Pikes wurden seit den 1980er Jahren bevorzugt von Anhängern der Wave- und Gothiksubkultur getragen, hier meist als knöchelhöhe Stiefeletten mit drei bis fünf Schnallen, jedoch sind auch flache Halbschuhe (mit gar keiner oder nur einer Schnalle) und höhere Stiefel (bis mindestens Kniehöhe und etwa 10 Schnallen) erhältlich."
Quelle: Wikipedia

Meine ersten Pikes kaufte ich Mitte der 80er Jahre, nachdem ich lange mein Taschengeld dafür gespart hatte. Die Dinger kosteten damals die nicht unwesentliche Kleinigkeit von ca. 150 DM, was für mich als Schülerin ein Haufen Kohle war. Um so geiler war's, als sie endlich mein waren!
Das war auch das erste und einzige Mal, daß ich jenes angeblich für das weibliche Geschlecht typische Glücksgefühl empfand, wenn frau sich ein Paar Schuhe kauft. Den Besuch eines Schuhladens sehe ich eher als notwendiges Übel an, das sich nicht umgehen lässt, wenn ich ein paar neue Treter brauche. Meistens gibt es eh nix, was mir gefällt und wenn doch, dann nicht in meiner abartigen Schuhgröße (42) - höchstens in der Männerabteilung.

Mein treuer (linker) Pike

Meine Pikes jedoch, ach, die sind vielmehr als nur schnödes Schuhwerk für mich! 
Zu allem Überfluß werde ich jetzt auch noch nostalgisch und ein wenig wehmütig...
Aber es hängen jede Menge Erinnerungen an diesen zwei eleganten, schmal-spitzen Stiefeletten aus weichem Veloursleder, jede mit einem schwarzen Reißverschluß und sechs Schnallen versehen. Niemals wieder stand ein Paar schönere Schuhe in meinem Schuhregal...
Die Pikes begleiteten mich fürderhin in die Schule, zum Abi-Ball, auf Reisen, Parties, in unsere damalige Stammkneipe. Wo ich hinging, da gingen auch meine Pikes hin.
Um sie ein wenig aufzupimpen, montierte ich Ketten dran - aus dem Baumarkt und mit Draht an die Schnallen getüdelt. 
Ohnehin haben wir damals viel gebastelt und genäht und das schwarze 08-15-Zeug von C&A mit Sicherheitsnadeln, Spitze, Schnüren und Nieten, die man zur Freude der Nachbarn mit viel Getöse in den Stoff gekloppt hat, zu individuellen Kleidungsstücken umgebaut. 
Hauptsache, nicht aussehen wie diese markengeilen Popper in ihren pastellfarbenen Miami Vice-Klamotten!

Gab es schwarzeń Stoff im Schlußverkauf, dann wurde zugeschlagen und Mutter bekniet, die Nähmaschine herauszuholen. Das Schnittmuster meines bodenlangen Fledermausmantels mit weiten Ärmeln und riesengroßem Kragen war natürlich auch selbst entworfen.
Mit meinen klimpernden Ketten-Pikes und diesem Umhang sah ich wahrscheinlich aus wie die dunkle Schwester von Hui Buh, dem Schloßgespenst, aber ich gefiel mir so und fand mich wesentlich cooler als meine in Esprit, Marc O'Polo oder Boss gewandeten Mitschüler. Selbstverständlich sind wir Freaks nie auf eine der Feten eingeladen worden, die jedes Wochenende irgendwo bei einem dieser Benettonfetischisten stattfanden. Aber was sollten wir auch da? Uns deren inhaltsloses Gequatsche anhören und das Gedudel aus den Charts? Neeee, das seichte Geträller von Spandau Ballet und später dann A-Ha - darauf fuhren die halt ab - war einfach nix für mich. Ich war und bin ein großer Fan von The Cure, meine damalige beste Freundin hörte Alien Sex Fiend und ansonsten das, was damals eher nicht in den Top Ten zu finden war.

Nun ja, eigentlich wollte ich nichts über Musik schreiben - ich höre ohnehin das, was mir gefällt, unabhängig vom Genre -, sondern über Pikes. Aber ich bin mal wieder ins Schwaffeln geraten *schäm*
Zurück zum Thema: PIKES!
Mit halb lachendem, halb weinendem Auge hängt mein Blick gerade an dem anscheinend einzigen Überlebenden meiner zwei Paar Pikes, der linke jener wunderbaren Wildlederstiefel, die mich ein Großteil meines Lebens begleitet haben und die bei unserem letzten Umzug leider verschwunden sind. Nun ist der besagte linke Schuh wieder aufgetaucht, der andere bleibt jedoch verschollen, mein zweites Paar - Ballerinas aus Glattleder und mit je zwei Schnallen - ebenso *schnief*

Heutzutage anständige Pikes zu bekommen, ist schier unmöglich. Seit Jahren suchte ich im Internet, bis ich irgendwann über die Schuhmanufaktur Retroshu in GB gestolpert bin. Die scheinen tatsächlich exakt die Pikes anzubieten, die ich suche: Klone meiner alten - mit dem Unterschied, daß der Reißverschluß bei meinen schwarz ist und da silbern. Aber so kleinlich simmer ja dann doch nich'! 
Leider Gottes hat sich mein anfangs gutes Bild von dieser Firma nach etlichen Recherchen in Mißfallen aufgelöst und daher sehe ich davon ab, dort zu bestellen.
Und über das Drama mit Fantasyshoes und Pennangalan will ich kein Wort verlieren. Außerdem scheinen die dort angebotenen Pikes meinen alten Babies nur auf den ersten Blick zu ähneln. Wie ich das sehe, besitzen die eine Naht zwischen Spitze und Reißverschluß und das finde ich ätzend. Als Alternative bieten sich zweifellos auch die Winklepickers der altbekannten Firma Underground an, aber die führen leider keine Klone meiner Veloursleder-Pikes.


Pikes von Nevermind

Nun stehen hier also diese wunderschönen neuen Pikes von Nevermind herum, mit denen mich die böse liebe Sally vom Paranox in Bonn in Versuchung geführt hat. Ich betrat den Laden und sie schmetterte mir fröhlich entgegen: "Wir haben übrigens Pikes da!" Und dann gab es die auch noch in meiner Größe...
Ich war quasi willenlos, als sie sich erst einmal an meinen Füßen befanden.
Und es war beinahe wieder so wie damals...