Donnerstag, 30. Juli 2015

Amphi 2015 - wie war's?

Nun sind bereits ein paar Tage vergangen und die vielfältigen Eindrücke, die Töchti und ich auf dem Amphi gesammelt haben, haben sich setzen können.
Das Amphi fand ja dieses Jahr das erste Mal in der Lanxess Arena und nicht mehr im Tanzbrunnen statt, dann spielte auch noch das Wetter verrückt: dank einer Unwetterwarnung dürfte der Außenbereich am Samstag erst gegen 21 Uhr öffnen, die Veranstaltungen, die auf den beiden open air-Bühnen hätten stattfinden sollen, wurden verschoben bzw. fielen gleich ganz aus.
Bis dahin waren die mehr oder weniger ungehaltenen Besucher in der Lanxess-Arena eingesperrt, wo sich etliche "das Festival schön saufen" mussten (so öfters auf Facebook zu lesen).

Amphioutfit Tag 1

Das Töchti und ich zogen wie 1000e andere unsere Kreise im Innenbereich um die Arena herum - so ungefähr müssen sich Muslime im Gedrängel bei der Umrundung der Ka'aba fühlen, nur daß wir nicht in weiß, sondern in schwarz unterwegs waren - und begutachteten das gastronomische Angebot. Das war dieses Jahr erstaunlich vielfältig (besonders, als schließlich der Außenbereich öffnete) und die Preise... naja, sooo viel günstiger als im Tanzbrunnen waren sie nicht, aber für das eine Wochenende zu verschmerzen. 3 Euro für eine Bratwurst ist ja fast schon normal und 4 Euro für fast einen halben Liter Cola im Plastikbecher, den man sich am Trinkwasserbrunnen kostenlos nachfüllen konnte, okeeee... Kinopreise halt... *grimassenschneidet*
Da wir beim Unrunden der Arena - der Samstagsplan inkl. Shoppingtour, Flanieren im Außenbereich und abends gemütlich DAF hören fiel ja ins Wasser - bald auf Bekannte trafen und neue kennenlernen dürften, hatten wir trotz dieses holprigen Amphistarts einen einigermaßen lustigen Tag. Wir quatschten viel, wir lästerten und lachten und hatten unter'm Strich doch ziemlich viel Spaß, besonders als Ian von Gotikatur - wir haben uns sehr gefreut, dich kennenzulernen :) - sein schwarzes Buch zückte und uns zu zeichnen begann. Mit Ian hingen wir dann auch den größten Teil des Tages ab - irgendwie hatten wir uns sehr viel zu erzählen - und begaben uns nach etlichen Hinweisen auf eine indoor-Händlermeile auf die Suche nach derselben. Die stellte sich als ziemlich tricky heraus, aber nach langem Herumgekreisele und Zickzackkursen im Labyrinth aus Absperrbändern und Bauzäunen - Wegweiser und Hinweisschilder fehlten definitiv - fanden wir ungefähr ein Dutzend Stände in einem Gebäude, wo auch noch genügend Platz für weitere gewesen wäre, die allerdings draußen standen und nicht öffnen dürften. 

Gotikatur: Muddi und Töchti

Am zweiten Amphitag - meinem Geburtstag - waren uns die Wettergötter dann endlich hold und die Sonne schien. Glücklicherweise wurde es jedoch nicht so heiß wie letztes Jahr, die Temperaturen blieben angenehm, das Make-up schmolz nicht und die Haare hielten trotz teils garstiger Windböen ebenso - dank viel, viel Haarlack. Vorsichtshalber hatten wir wieder eine Flasche davon dabei. Ein anständiger Grufti geht ja ohnehin nie ohne aus :D


Welchen Unterschied das gute Wetter und der endlich offene open air-Bereich doch machten! Die Masse, die am Tag zuvor in der Arena eingepfercht war, verteilte sich nun auf dem gesamten und doch recht großzügigen Gelände. Wir strolchten herum und entdeckten immer mehr und dabei auch die Liegewiese mit der Green Stage und ein paar Händlerständen. Dort machten wir dann auch das Zelt von Parfume Noire ausfindig, wo ich die liebe Nachtkatze vermutete. Ihr mißtrauischer Gesichtsausdruck, als ich sie ansprach, war unbezahlbar: "Oh, Goth, woher kennt die Trutsche mich?" *lach* Aber als ich das Töchti und mich dann vorstellte, änderte sich das schnell...


Nach ausgiebigem Shopping - das Kind war wild entschlossen, seiner Mama etwas Schönes zum Geburtstag zu schenken - war ich stolze Besitzerin der Fledermaushandtasche von Banned, die ich schon lange anschmachte, und dem passenden Portemonnaie, das das Töchti mir überreichte. Danke, meine Süße!

Das Töchti in Mamas antiken Samtklamotten

Irgendwann begaben wir uns doch in die Arena. Für mich stellt die Arena mit ihrem schier endlosen Platz und den unzähligen Sitzgelegenheiten einen enormen Vorteil dar, den der neue Veranstaltungsort gegenüber dem Tanzbrunnen hat. Auch wenn ich liebend gerne stundenlang direkt vor der Bühne abtanzen würde, schaffe ich's aus gesundheitlichen Gründen nicht. Ich hab' Rheuma und bekomme wahnsinnige Rücken- und Gelenkschmerzen, wenn ich mich längere Zeit nicht setzen kann. Das hat mir schon das Amphi letztes Jahr ein wenig verhagelt :P 
Dieses Jahr jedoch machte ich nicht schlapp, da ich die Konzerte, die ich mir anhören wollte bzw. musste *zumtöchtischielt*, auf einem der bequemen Sitze in der Lanxess Arena genießen konnte. Nur bei The Mission hielt mich nichts mehr, die musste ich in unmittelbarer Nähe erleben ;) 



Tja, wie war das Amphi nun? Alles in allem ein etwas holpriger Neustart für das Festival an einem Veranstaltungsort, der anscheinend den wenigsten Besuchern zusagt - diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls, liest man sich durch die vielen Kommentare auf der Facebookseite des Amphi Festivals. Auch nett, wenn Leute über die neue Location und das Festival motzen, die gar nicht da gewesen sind und sich eigentlich kein Urteil erlauben können *räusper*

Was mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat, waren die Pottsäue, die ihre teilweise noch vollen Becher mit in die Arena nahmen und mit mehr oder weniger Inhalt einfach während des Konzerts fallen ließen. Der Boden war insbesondere vor der Bühne übersät mit zertrampelten Bechern und anderem Zeugs und klebte. Den unermüdlichen Servicekräften sei Dank, die den Müll so gut, wie es ging, zwischen den Gigs beseitigten, stapelte sich der Dreck nicht bis unter die Decke. Darüber wurde auf FB auch lang und ausgiebig geschimpft und es war selbstverständlich die Schuld des Veranstalters, der kein Pfand auf die Plastikbecher erhoben hat. Der Veranstalter kann allerdings nichts dafür, daß etliche Leute zu doof oder zu faul waren, ihre Becher zur Becherrückgabe zu bringen oder in Mülltonnen zu werfen, die überall auf dem Gelände herumstanden.
Trotzdem wäre Becherpfand eine gute Idee, diesem Sumpf einen Riegel vorzuschieben.

Ein weiterer Kritikpunkt war die Akustik der Lanxess Arena.
Hmmja, ich empfand die Akustik trotz einiger Fehler der Tontechniker - schrilles Gequietsche aus Waynes Mikro, während er sang, z.B. - als gar nicht so schlecht. Sicherlich dröhnte es ab und an und der Klang war abhängig davon, wo man sich in der Arena aufhielt, etwas dumpf, aber das war kein Vergleich zu dem Gebrumme im Staatenhaus! Zumal die Arena sehr viel mehr Platz bietet und über eine hervorragend arbeitende Klimaanlage verfügt...

Ja, der Tanzbrunnen ist netter, die Lage am Rhein schöner, das Gelände ansprechender. Aber bedenkt man Vor- und Nachteile beider Locations, so halten die sich doch die Waage.
Der Tanzbrunnen war diesem Ansturm nicht mehr gewachsen, Staatenhaus und Theater boten nicht genügend Plätze für alle Besucher, etliche Leute wurden von Veranstaltungen ausgeschlossen, weil die Kapazität (insbesondere vom Theater) nicht ausreichte.
Abgesehen davon, daß der Amphisamstag aufgrund des Unwetters wahrscheinlich ganz ausgefallen wäre, hätte das Festival im Tanzbrunnen stattgefunden...

Gut, ich habe anfangs auch genölt, ich wolle wieder zum Tanzbrunnen zurück, die Arena sei häßlich etc. und ehrlich gesagt, bin ich immer noch zwiegespalten, was ich von der neuen Location halten soll, aber deren Vorteile liegen jedenfalls für mich auf der Hand. Und mal ehrlich: es war ja nicht alles schlecht, oder? Sonst wären die meisten am Sonntag wohl gar nicht wiedergekommen ;)

Ich denke, daß sich sowohl die Besucher als auch die Veranstalter erst einmal an die Lanxess Arena, deren Umgebung und deren Eigenheiten gewöhnen müssen. Wer jedoch schon mit der Erwartungshaltung "Das Festival wird besch..." hingegangen ist, wird sich wohl bestätigt sehen. Wenn man Haare in der Suppe sucht, findet man auch welche und verliert dabei möglicherweise alles andere aus dem Blick.
Tja, und die Kinderkrankheiten, die nach dem Umzug aufgetreten sind, werden hoffentlich nächstes Jahr ausgemerzt werden. Ich erlaube mir, diesbezüglich mal optimistisch zu sein und zu hoffen, daß die Veranstalter aus den Mißgeschicken und Pannen dieses Jahres lernen.
Den Meckerfritzen möchte ich allerdings sagen, daß es an euch liegt, was ihr während einer Veranstaltung erlebt, die aufgrund widriger Umstände vielleicht nicht so glatt läuft, wie ihr das erwartet. Ja, ihr habt einen Haufen Kohle für dieses WE hingelegt, aber lamentierend vor'm Bierstand herumzutorkeln und schon um 12 Uhr mittags hackedicht zu sein, macht's auch nicht besser. Konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge anstatt "Die Arena ist so Scheiße und hat keinen Flair" hilft dem Veranstalter sehr viel mehr weiter als diffuses Gejammer. Ein Festival ist schließlich auch das, was die Besucher daraus machen ;)
So, Ende der Moralpredigt!

Zum Schluß noch der Link zu einem Foto von Töchti und mir: Virtual Nights
Wir sehen uns nächstes Jahr auf dem Amphi! Trotzdem...

Mittwoch, 3. Juni 2015

Gruftorexie - eine erbliche Krankheit?

Neulich war Tag der offenen Tür in der Schule.
Das Töchti wird trotz ihrem wilden Äußeren bei solchen Gelegenheiten immer wieder gern zu einem der Repräsentanten ihrer Schule gewählt und als Ansprechpartnerin für neue Schüler und deren Eltern auserkoren. Außerdem fungiert sie als Patin für eine der neuen fünften Klassen, denn das Töchti ist eloquent, höflich und hilfsbereit und im Umgang mit jüngeren Kindern sehr geduldig.
An diesem Tag arbeitete sie als eine Art Reiseleiterin und hielt Schilder mit den Nummern der Klassenräume hoch, zu denen die verschiedenen Besucher geleitet werden sollten. Zu ihren Aufgaben gehörte es u.a., Eltern und Kindern, die sich trotzdem verliefen, dabei behilflich zu sein, zum gesuchten Veranstaltungsort zu gelangen.

Für die fleißigen Helfer gab es dann irgendwann einmal eine Pause und bergeweise Kirschkuchen, der im Foyer vor der Aula an die Reiseleiter verteilt wurde. Dem Töchti blieb allerdings fast der Bissen im Hals stecken, als eine 08-15-Stino-Mutti (in der hier üblichen Stino-Mutti-Uniform mit topfigem Kurzhaarschnitt, Strickjacke, pastellfarbener Bluse und Jeans) samt Sohnemann (in feinstem Esprit- & Jack Wolfshit-Zwirn) aus der Aula kam und sich vor ihr aufbaute. Sie glotzte das Töchti, das dem Kirschkuchen fröhnte, entgeistert an. Ihre Miene wechselte zwischen Mißbilligung und Verstörung, die ihres Sprößlings zwischen Langeweile und Verständnislosigkeit.

Da die Parole "Lächeln und winken!" ausgegeben worden war, tat Töchti genau das. Hätte ja auch sein können, daß die beiden Hilfe benötigten. Aber bevor Töchti danach fragen konnte, beugte sich die Mutter zu ihrem Sohn hinunter und erklärte so laut, daß alle Umstehenden es hören konnten: "Guck mal, das Mädchen da hat eine psychische Erkrankung, sonst würde sie nicht so herumlaufen!"

Töchti runzelte die Stirn und zeigte der Mutti in Gedanken den Mittelfinger, erwiderte aber nichts, sondern biß lieber von ihrem Kirschkuchen ab. Außerdem weiß sie, daß man mit vollem Mund nicht spricht. 
Für eine 15jährige, die weiß Goth sonst nicht auf die Gusche gefallen ist, ist das schon eine reife Leistung. Ich hätte in dem Alter bei einer solch dämlichen Bemerkung nicht so gelassen reagiert, sondern die Ollsche bestimmt angepöbelt und ihr irgendetwas Unflätiges an den Kopf geworfen... oder den Kuchen... *verlegenräusper*
Die Stino-Mutti befürchtete wahrscheinlich genau das und suchte, ihr Kind hinter sich herzerrend, das Heil in der Flucht. Solche komischen Typen sind ja unberechenbar!

Die Schüler von Töchtis Patenklasse hingegen, die aus um die zehn Jahre alten Kiddies besteht, finden ihre schwarz gewandete Tante cool. Einer der Jungen, der auf Horrorfilme steht und wahrscheinlich schon Sachen gesehen hat, die nicht altersgerecht sind (Saw fand er langweilig), fragte bei der Rallye durch die Schule: "Bist du ein Grufti?" Töchti war hin und weg. So ein nettes, kluges Kind! Ein anderer Zwerg wandte ein, daß es sich ja bei Töchti auch um einen Emo handeln könne, woraufhin Töchti ihm kindgerecht zu erklären versuchte, wo die Unterschiede zwischen Gruftis und Emos liegen - jedenfalls hinsichtlich der äußeren Merkmale wie Outfit, Haartracht etc.
Der kleine Horrorfan meinte: "Man sieht dir aber an, daß du ein Grufti bist. Ich hab mich aber nicht getraut, dich anzusprechen, weil ich dachte, du könntest das als Beleidigung verstehen!" Awwwwwww.... Töchti fand das irrsinnig süß. Vorurteilsfrei und neugierig gingen die Kleinen auf Töchti zu und sind heute noch hocherfreut, wenn sie einander im Schulflur begegnen.

Aber die Stino-Mutti, die bei meinem Kind eine psychische Erkrankung anhand des Kleidungsstils diagnostizierte, nenene...
Scheint jedenfalls eine Erbkrankheit zu sein :D
Die Geschichte gab immerhin Anlaß zu fröhlichem Geläster und Gekicher, um so mehr, da Mutter und Sohn samt ihren Uniformen voll ins Dorf-Stino-Bild passten. Zu welchem Befund käme die Trulla wohl, würde man sie Pfingsten in Leipzig aussetzen? Eine Gruftorexie-Epidemie?

Naja, aber das war wieder mal irgendwie typisch für unsere Dörfler hier. Die sind echt schon ganz schön seltsam, diese Normalos...
Haste keine Jack Wolfshit- oder Hollister-Klamotten, biste in unserem Kuhkaff eh schon ein Punk, ist dein Auto älter als zwei Jahre, biste asozial, stehen die Geranien auf dem Balkon nicht in Reih' und Glied, ein Messie...
Naja, who cares? Die lästern über uns, wir über sie. So gleicht sich das wieder aus - egal, an welcher Geisteskrankheit man nun auch immer leidet...

Montag, 1. Juni 2015

Pikes: The Gothic Shoe Company

Ich habe es doch gewagt.
Und ich wurde nicht enttäuscht.
Als die Gothic Shoe Company (GSC) Ende April erstmals old school pikes anbot, wurde ich unruhig...

The Gothic Shoe Company ist im Grunde das Nachfolgeunternehmen von Retroshu, diesmal zeichnet sich allerdings der Sohn des Retroshuinhabers, Kris, für das Unternehmen und die Produktion des begehrten spitzen Schuhwerks verantwortlich. Das Handwerk hat er von seinem Vater gelernt und liefert eine ebenso qualitativ hochwertige Arbeit ab wie dieser. 
Im Gegensatz zu damals jedoch - wie oft habe ich versucht, Pikes bei Retroshu zu bestellen und nie ist es mir gelungen, mit dem Inhaber oder seinen Mitarbeitern in Kontakt zu treten! - ist Kris sehr kommunikativ. Anfragen auf Facebook werden innerhalb von Minuten beantwortet.

Von li nach re: Nevermind, Retroshu, Boots & Braces, Underground Shoes, GSC, 80er Jahre Relikt

Und so habe ich dann auch kurzentschlossen ein Paar der old school pikes während eines Facebookchats bei ihm bestellt. Er fragte, wie ich bezahlen wolle und nach ein paar Minuten trudelte die Mail mit dem entsprechenden Paypallink bei mir ein. Ich wies die Zahlung sofort an und nur wenige Minuten später meldete sich Kris bei mir auf Facebook, bedankte sich für den Auftrag und die Zahlung, die er bereits erhalten hatte, und erklärte, daß es eine Woche dauern würde, meine Wunschpikes zu bauen.
Dieses Versprechen hat er auch eingehalten: genau eine Woche später erhielt ich die Mail, daß meine Schuhe verschickt worden waren.
Bis sie allerdings nach langer Irrfahrt (dank der Inkompetenz des deutschen Kurierdienstes) bei mir eintrafen, ist eine andere Geschichte, die ich euch später mal erzähle. Kris kann dafür nichts, er hat alle Termine und Zusagen eingehalten.

von li nach re: Retroshu, GSC, 80er Jahre Relikt

Die Form der old school pikes von GSC ähnelt der meiner alten 80er Jahre Pikes. Der auffälligste Unterschied ist mal wieder die Farbe der Reißverschlüsse, auch bei den GSC-Pikes sind die aus silberfarbenem Metall, obwohl ich eigentlich schwarze bestellt habe. Daß dieser Wunsch ignoriert wurde, ist allerdings nicht tragisch. Schwarze Reißverschlüsse aus Kunststoff halten eben nicht so lange wie metallene - vor allem bei mir, ich schrotte die im Nullkommanichts!
Wie bei meinen Retroshupikes sind auch hier die Riemen verstärkt worden, die Sohlen sind jedoch so flach wie bei meinen alten. Sie könnten jedoch größer sein, denn das Leder steht ein wenig über, was zur Folge haben könnte, daß sich die Spitzen wesentlich schneller abstoßen als normal. Die Schwachstellen bei Pikes sind nun mal die Spitzen und besonders gefährdet sind diese beim Treppensteigen...


Die Spitzen verjüngen sich nach vorn hin wesentlich mehr als die meiner anderen neuen Pikes, sind jedoch noch nicht so spitz wie die der ultraspitzen alten Modelle. 
Kris arbeitet jedoch eifrig daran, diese Kinderkrankheiten noch auszumerzen. Man bedenke, daß ich eines seiner allerersten Exemplare old school pikes erhalten habe, bislang hat er den breiteren Retroshustil gebaut.


Dafür bin ich sehr zufrieden, zumal die Pikes schon den ersten Praxistest mit Bravour gemeistert haben: eine stundenlange Shoppingtour in der Stadt, etliche Treppen rauf (dank jahrzehntelanger Übung stoße ich mir nicht die Spitzen dabei an) und wieder runter, über Kopfsteinpflaster und holprigen Asphalt - man läuft einfach gut darin. 
Ich habe übrigens meine normale Schuhgröße bestellt (UK 8 ladies size) und die Pikes passen wie angegossen. Ich brauchte sie nicht eintragen, sie sitzen einfach perfekt.
Mit Sicherheit wird dieses Paar nicht mein letztes von GSC sein, zumal ich mir noch meinen Jugendtraum Pikes mit Fledermausschnallen erfüllen möchte.
Und für das Töchti gibt es die mit Pentagrammen... 
Ach, und dann gibt es ja noch diese wunderbaren Neunschnaller und... *uffz*

Freitag, 30. Januar 2015

Amphi 2015

Neulich kamen die Tickets für das Amphi 2015 an. Juhu!
Line-up ist auch nicht so schlecht - ich freue mich besonders auf The Mission - und der Tod kommt auch wieder.


Eigentlich wollten wir es ja dieses Jahr auf's WGT schaffen, aber auch diesmal kommt uns wieder ein anderer Termin in die Quere. Für das Töchti stehen die Abschlußprüfungen in der Realschule an und da sie den Quali für's Gymi schaffen möchte, will sie 'reinhauen. Logo, daß wir sie dabei unterstützen! Das WGT wird ja wahrscheinlich nicht das letzte Mal stattfinden....
Was steht bei euch denn dieses Jahr so an?

Donnerstag, 29. Januar 2015

Crash Test Stinos

...oder Schubladen für Schubladendenker...

Irgendwie isses ja schon komisch mit den Stinos und den Gruftis.
Es gibt tatsächlich welche, die bekennen sich voller Wehmut dazu, in ihrer Jugend auch mal in die schwarze Szene hineingeschnuppert zu haben, bevor sie dem gesellschaftlichen Druck nachgegeben und sich angepasst haben. Die bekommen dann bei Anblick von Pikes und Fledermäusen glänzende Augen und freuen sich, daß es Leute gibt, die trotz ihrem biblischen Alter von über 40 Jahren immer noch so herumlaufen. Dieser Stinotyp - nennen wir ihn Phasengothic -  ist zumeist sehr interessiert und wißbegierig und schwelgt gern in Erinnerungen. 

Ebenfalls zu den dem Schwarzvolk wohlgesonnenen Stinos gehören ein Teil der Verständnislosen (siehe dort), die zwar nicht kapieren, wieso man keine farbenfrohen Klamotten trägt, aber einen gemäß dem Motto "Jedem Tierchen sein Pläsierchen!" freundlich begucken und in Ruhe lassen, und diejenigen, die sich auch zu den Unangepassten zählen. Ein Unangepasster besitzt oft gewisse Gemeinsamkeiten (Interessen, Musik, Filme z.B., Ablehnung des Mainstream etc.) mit dem Grufti, unterscheidet sich äußerlich jedoch sehr. Die Bandbreite ist beträchtlich. In meinem Freundeskreis befinden sich etliche Varianten des Unangepassten. Zwei nette Unangepasste, die es sich jedoch nicht nehmen ließen, dem Töchti und mir ein neckisches "Emooooo!" nachzurufen und daraufhin einen Stinkefinger vom erbosten Kind ernteten, begegneten uns letzten Sommer beim Dorfsupermarkt. An diesem Tag war es irrsinnig heiß. Ich lutschte gedankenverloren an einem Eis und hatte davon nichts mitbekommen, aber das Töchti echauffierte sich sehr und zeterte herum. Wir hatten bis dato so oft Emo-Rufe vernommen, daß allein das Wort ausreichte, das Kind zum Hulk werden zu lassen. Da standen wir also so vor dem Supermarkt herum, das Töchti meckerte und einer der Unangepassten kam heraus und entschuldigte sich tatsächlich. Es sei ja nicht böse gemeint gewesen und nur ein Scherz blablabla. Wir erklärten dem langhaarigen Unangepassten, warum wir es nicht mehr lustig fänden, als Emos betituliert zu werden und aus welchen Gründen das Töchti darauf so gereizt reagierte (ich nicht, ich stumpfes Schaf hatte ja im Karameleisrausch nix gehört). Es entspann sich eine nette Unterhaltung, als noch der zweite Unangepasste dazu kam. Beide spielen in einer Metalband - so sahen die auch aus, Schublade auf, Schublade zu *kicher* - und haben ebenfalls mit Vorurteilen zu kämpfen (Drogen, ständig besoffen randalieren etc.). Man trennte sich in bestem Einvernehmen.
Wenn sie uns das nächste Mal treffen, dann rufen sie uns hoffentlich "Gruftiiiiii!" nach und wir werden ganz facebooklike die Daumen in die Höhe recken und erfreut Beifall klatschen. :D

Abgesehen von diesen netten, umgänglichen Zeitgenossen gibt es auch etliche fiese Möppe. Manche können einen doch hin und wieder verzweifeln lassen. Es gibt da z.B. den Neider, der alles, was nicht Schema F folgt, voller Eifersucht und Mißgunst betrachtet und es niemals zugeben würde, daß er's eigentlich cool findet, wie wir Schwarzkittel herumlaufen. Im Grund brächte er gern selbst den Mut auf, sich von dem Einheitsbrei der markengeilen Masse abzuheben und sein eigenes Ding durchzuziehen. Diesen Typen findet man meiner Erfahrung nach eher in der Altersklasse meiner Tochter. Und der ist besonders unangenehm. Das Dilemma, nicht den Anschluß an die Gemeinschaft verlieren zu wollen, indem man mit den "Opfern" sympathisiert, und die gleichzeitige heimliche Bewunderung jener Außenseiter, macht den Neider ziemlich bösartig und bissig. Er guckt sich an, was der Grufti so macht und tut und lästert mit seiner Clique darüber in höchsten Tönen ab, damit nur ja nicht der Verdacht aufkommt, daß ihm der Style und das Auftreten des Gruftis vielleicht doch gefallen könnte. Hat man sich das Maul ausreichend zerrissen und ein neues Lästerobjekt gefunden, über das man herziehen kann, beginnt der Neider mehr oder weniger klammheimlich damit, ihn nachzuäffen.
So hat sich das Töchti in den Sommerferien einen Sidecut schneiden lassen, was von ihren Schulkameraden höchst unterschiedlich aufgenommen wurde. Es gab einige, die fanden den neuen Haarschnitt cool, andere unkten herum und schüttelten, damit es Töchti auch nur ja bemerkte, ihren Kopf über diese merkwürdige Haartracht. Komischerweise kamen genau DIE zwei Wochen später mit 'nem Sidecut um die Ecke *grins*

Eine etwas nervige, aber nicht ganz so garstige Abart des Neiders ist der Bekenner, der sich ab und an traut zuzugeben, daß er den Gruftkrams doch ganz stylish findet. Deshalb überlegt er, auch Gossick zu werden. Quasi als Fashionstatement. Der Typ kann einem gehörig auf den Keks gehen, löchert er einen doch mit launigen Ankündigungen wie "In drei Wochen bin ich auch Gossick" oder Fragen wie "Wie werde ich Gossick?  Was muß ich da machen?". Töchti reagiert mittlerweile, als würde man sie in Kisuaheli oder Hethitisch ansprechen, und mit völligem Unverständnis: "Keine Ahnung, dazu kann ich dir nichts sagen, mit Gossicks hab' ich nix zu tun!" Der Bekenner reißt die himmelblau umrandeten Augen auf und zupft sich an den gebleichten und rosa gefärbten Haaren: "Aba...aba... du trägst doch auch schwarz! Ist das von Hollister?" *seufz* Wir empfehlen die Anleitung "Wie werde ich Gossick in zehn Tagen?" von schwarzbratz.com :P

Joa, da haben wir dann noch die Verständnislosen. Die gibt es in jedem Alter. Und die reagieren unterschiedlich - von ängstlich bis angeekelt ist alles dabei. Die Ängstlichen wechseln auch schon mal die Straßenseite, wenn ich mit klirrenden Pikes und bodenlangem Mantel angerauscht komme, oder setzen sich im Bus auf gar keinen Fall neben mich, auch wenn alle anderen Plätze besetzt sind und sie während der Fahrt stehen müssen.
Der neugierige Verständnislose der Unterart "Rheinische Frohnatur" begegnet dem Grufti mit einer gewissen Jovialität und quatscht ihn gern an: "Och, dat is' ävver traurisch, wie du erömläufs'. Wer is' denn jestorb'n?" Es ist dann doch sehr interessant zu beobachten, wie die Mimik der Rheinischen Frohnatur wechselt, wenn man ihn todernst anblickt und mit Grabesstimme antwortet: "Noch niemand..."  
Auch die Bekehrer gehören im Grunde zu den Verständnislosen. Meine Tante ist der Prototyp davon. Ständig bemüht, mich zu fröhlicheren Farben zu bekehren, weil mir das düstere Schwarz doch nicht stehen würde, beschenkte sie mich während meiner Teeniezeit mit pastellfarbenen Kleidungsstücken, die ihrer Meinung nach modisch waren. Bloß nicht auffallen, so lautet das Credo der Bekehrer und dafür, daß sich dem auch nur ja alle anschließen, bringen sie oft erstaunliche Energien auf. 
Die meisten Verständnislosen bleiben jedoch stumm, nur wenige pöbeln herum. Interessanterweise sind es nicht nur halbstarke Teenies, die einem "Satan!" o.ä. hinterherrufen. Nein, es gibt tatsächlich auch Erwachsene, die sich zu diesem dämlichen Verhalten hinreißen lassen. So latschte neulich ein Mittzwanziger (geschätzt), wahrscheinlich aus Nordafrika (dem arab. Dialekt nach zu urteilen, den er in sein Handy bölkte), an mir vorbei, musterte mich und knallte mir "Verdammte Emobitch!" an den Kopf. Ich konterte mit "Schmarotzender Asylant!", worauf er sich entsetzte, er sei kein Asylant und lalala und überhaupt. Ich lächelte ihn liebreizend an: "Siehste, und ich kein Emo!" Ob er die Message verstanden hat, k.A. Normalerweise ignoriere ich ja derlei Gelaber, aber an diesem Tag war ich irgendwie auf Krawall gebürstet *gesteht*

Zu guter Letzt möchte ich dann noch den Stalker vorstellen. Der Stalker ist ein sehr seltenes Exemplar. Er sagt nichts, sondern schaut allenfalls verwundert, aber verfolgt einen auf Schritt und Tritt, um sich einen möglichst genauen Eindruck vom Grufti zu machen. Wozu auch immer.
Der Stalker achtet nicht auf seine Umgebung, während er den Grufti scannt. Sein Blick wandert abwärts von der siouxsieesken Haarpracht des Gruftis über dessen Kleidung und Accessoires bis hin zu den mehrschnalligen Pikes. Die begutachtet er besonders intensiv. Seltsames Schuhwerk. Und es gibt Töne von sich, die der Stalker vermutlich als Lockruf auffasst. Anders ist es nicht zu erklären, daß er dem Grufti wie ein Hündchen folgt. So ging es mir im Herbst letzten Jahres, als ich von der Arbeit nach Hause ging. Klirrschepperklimper - mit Sechsschnallern lautlos anschleichen ist vergebene Liebesmüh - und schwupps, da hatte ich einen Stalker an den Fersen kleben. Der glotzte die ganze Zeit nach unten auf meine Pikes und lief mir stur hinterher. Ich beschleunigte meine Schritte, der Stalker wurde ebenfalls schneller. Er holte ein wenig auf, daß er mich fast erreichte, und neigte den Kopf noch ein wenig mehr, um eine bessere Sicht auf meine Pikes zu erlangen. Dabei entging ihm wohl der hinterlistige Laternenpfahl, der ihm plötzlich in den Weg sprang. Der Crash war unausweichlich. 
Es klongte, der Stalker fluchte, der Grufti kicherte. Ein kurzer Blick auf den lästigen Verfolger, der sich den Schädel rieb - er sah nicht so aus, als würde er Erste Hilfe benötigen - und der Grufti setzte seinen Weg fort - ohne den Stalker, der beschämt wendete und in die Richtung verschwand, aus der er gekommen war...

Gibt's noch irgendwelche Schubladen in meiner Stino-Kommode, die ich vergessen habe und die ihr gern hinzufügen würdet? Wenn ja, würde ich mich über entsprechende Kommentare freuen :)