Donnerstag, 30. Juli 2015

Amphi 2015 - wie war's?

Nun sind bereits ein paar Tage vergangen und die vielfältigen Eindrücke, die Töchti und ich auf dem Amphi gesammelt haben, haben sich setzen können.
Das Amphi fand ja dieses Jahr das erste Mal in der Lanxess Arena und nicht mehr im Tanzbrunnen statt, dann spielte auch noch das Wetter verrückt: dank einer Unwetterwarnung dürfte der Außenbereich am Samstag erst gegen 21 Uhr öffnen, die Veranstaltungen, die auf den beiden open air-Bühnen hätten stattfinden sollen, wurden verschoben bzw. fielen gleich ganz aus.
Bis dahin waren die mehr oder weniger ungehaltenen Besucher in der Lanxess-Arena eingesperrt, wo sich etliche "das Festival schön saufen" mussten (so öfters auf Facebook zu lesen).

Amphioutfit Tag 1

Das Töchti und ich zogen wie 1000e andere unsere Kreise im Innenbereich um die Arena herum - so ungefähr müssen sich Muslime im Gedrängel bei der Umrundung der Ka'aba fühlen, nur daß wir nicht in weiß, sondern in schwarz unterwegs waren - und begutachteten das gastronomische Angebot. Das war dieses Jahr erstaunlich vielfältig (besonders, als schließlich der Außenbereich öffnete) und die Preise... naja, sooo viel günstiger als im Tanzbrunnen waren sie nicht, aber für das eine Wochenende zu verschmerzen. 3 Euro für eine Bratwurst ist ja fast schon normal und 4 Euro für fast einen halben Liter Cola im Plastikbecher, den man sich am Trinkwasserbrunnen kostenlos nachfüllen konnte, okeeee... Kinopreise halt... *grimassenschneidet*
Da wir beim Unrunden der Arena - der Samstagsplan inkl. Shoppingtour, Flanieren im Außenbereich und abends gemütlich DAF hören fiel ja ins Wasser - bald auf Bekannte trafen und neue kennenlernen dürften, hatten wir trotz dieses holprigen Amphistarts einen einigermaßen lustigen Tag. Wir quatschten viel, wir lästerten und lachten und hatten unter'm Strich doch ziemlich viel Spaß, besonders als Ian von Gotikatur - wir haben uns sehr gefreut, dich kennenzulernen :) - sein schwarzes Buch zückte und uns zu zeichnen begann. Mit Ian hingen wir dann auch den größten Teil des Tages ab - irgendwie hatten wir uns sehr viel zu erzählen - und begaben uns nach etlichen Hinweisen auf eine indoor-Händlermeile auf die Suche nach derselben. Die stellte sich als ziemlich tricky heraus, aber nach langem Herumgekreisele und Zickzackkursen im Labyrinth aus Absperrbändern und Bauzäunen - Wegweiser und Hinweisschilder fehlten definitiv - fanden wir ungefähr ein Dutzend Stände in einem Gebäude, wo auch noch genügend Platz für weitere gewesen wäre, die allerdings draußen standen und nicht öffnen dürften. 

Gotikatur: Muddi und Töchti

Am zweiten Amphitag - meinem Geburtstag - waren uns die Wettergötter dann endlich hold und die Sonne schien. Glücklicherweise wurde es jedoch nicht so heiß wie letztes Jahr, die Temperaturen blieben angenehm, das Make-up schmolz nicht und die Haare hielten trotz teils garstiger Windböen ebenso - dank viel, viel Haarlack. Vorsichtshalber hatten wir wieder eine Flasche davon dabei. Ein anständiger Grufti geht ja ohnehin nie ohne aus :D


Welchen Unterschied das gute Wetter und der endlich offene open air-Bereich doch machten! Die Masse, die am Tag zuvor in der Arena eingepfercht war, verteilte sich nun auf dem gesamten und doch recht großzügigen Gelände. Wir strolchten herum und entdeckten immer mehr und dabei auch die Liegewiese mit der Green Stage und ein paar Händlerständen. Dort machten wir dann auch das Zelt von Parfume Noire ausfindig, wo ich die liebe Nachtkatze vermutete. Ihr mißtrauischer Gesichtsausdruck, als ich sie ansprach, war unbezahlbar: "Oh, Goth, woher kennt die Trutsche mich?" *lach* Aber als ich das Töchti und mich dann vorstellte, änderte sich das schnell...


Nach ausgiebigem Shopping - das Kind war wild entschlossen, seiner Mama etwas Schönes zum Geburtstag zu schenken - war ich stolze Besitzerin der Fledermaushandtasche von Banned, die ich schon lange anschmachte, und dem passenden Portemonnaie, das das Töchti mir überreichte. Danke, meine Süße!

Das Töchti in Mamas antiken Samtklamotten

Irgendwann begaben wir uns doch in die Arena. Für mich stellt die Arena mit ihrem schier endlosen Platz und den unzähligen Sitzgelegenheiten einen enormen Vorteil dar, den der neue Veranstaltungsort gegenüber dem Tanzbrunnen hat. Auch wenn ich liebend gerne stundenlang direkt vor der Bühne abtanzen würde, schaffe ich's aus gesundheitlichen Gründen nicht. Ich hab' Rheuma und bekomme wahnsinnige Rücken- und Gelenkschmerzen, wenn ich mich längere Zeit nicht setzen kann. Das hat mir schon das Amphi letztes Jahr ein wenig verhagelt :P 
Dieses Jahr jedoch machte ich nicht schlapp, da ich die Konzerte, die ich mir anhören wollte bzw. musste *zumtöchtischielt*, auf einem der bequemen Sitze in der Lanxess Arena genießen konnte. Nur bei The Mission hielt mich nichts mehr, die musste ich in unmittelbarer Nähe erleben ;) 



Tja, wie war das Amphi nun? Alles in allem ein etwas holpriger Neustart für das Festival an einem Veranstaltungsort, der anscheinend den wenigsten Besuchern zusagt - diesen Eindruck gewinnt man jedenfalls, liest man sich durch die vielen Kommentare auf der Facebookseite des Amphi Festivals. Auch nett, wenn Leute über die neue Location und das Festival motzen, die gar nicht da gewesen sind und sich eigentlich kein Urteil erlauben können *räusper*

Was mir persönlich überhaupt nicht gefallen hat, waren die Pottsäue, die ihre teilweise noch vollen Becher mit in die Arena nahmen und mit mehr oder weniger Inhalt einfach während des Konzerts fallen ließen. Der Boden war insbesondere vor der Bühne übersät mit zertrampelten Bechern und anderem Zeugs und klebte. Den unermüdlichen Servicekräften sei Dank, die den Müll so gut, wie es ging, zwischen den Gigs beseitigten, stapelte sich der Dreck nicht bis unter die Decke. Darüber wurde auf FB auch lang und ausgiebig geschimpft und es war selbstverständlich die Schuld des Veranstalters, der kein Pfand auf die Plastikbecher erhoben hat. Der Veranstalter kann allerdings nichts dafür, daß etliche Leute zu doof oder zu faul waren, ihre Becher zur Becherrückgabe zu bringen oder in Mülltonnen zu werfen, die überall auf dem Gelände herumstanden.
Trotzdem wäre Becherpfand eine gute Idee, diesem Sumpf einen Riegel vorzuschieben.

Ein weiterer Kritikpunkt war die Akustik der Lanxess Arena.
Hmmja, ich empfand die Akustik trotz einiger Fehler der Tontechniker - schrilles Gequietsche aus Waynes Mikro, während er sang, z.B. - als gar nicht so schlecht. Sicherlich dröhnte es ab und an und der Klang war abhängig davon, wo man sich in der Arena aufhielt, etwas dumpf, aber das war kein Vergleich zu dem Gebrumme im Staatenhaus! Zumal die Arena sehr viel mehr Platz bietet und über eine hervorragend arbeitende Klimaanlage verfügt...

Ja, der Tanzbrunnen ist netter, die Lage am Rhein schöner, das Gelände ansprechender. Aber bedenkt man Vor- und Nachteile beider Locations, so halten die sich doch die Waage.
Der Tanzbrunnen war diesem Ansturm nicht mehr gewachsen, Staatenhaus und Theater boten nicht genügend Plätze für alle Besucher, etliche Leute wurden von Veranstaltungen ausgeschlossen, weil die Kapazität (insbesondere vom Theater) nicht ausreichte.
Abgesehen davon, daß der Amphisamstag aufgrund des Unwetters wahrscheinlich ganz ausgefallen wäre, hätte das Festival im Tanzbrunnen stattgefunden...

Gut, ich habe anfangs auch genölt, ich wolle wieder zum Tanzbrunnen zurück, die Arena sei häßlich etc. und ehrlich gesagt, bin ich immer noch zwiegespalten, was ich von der neuen Location halten soll, aber deren Vorteile liegen jedenfalls für mich auf der Hand. Und mal ehrlich: es war ja nicht alles schlecht, oder? Sonst wären die meisten am Sonntag wohl gar nicht wiedergekommen ;)

Ich denke, daß sich sowohl die Besucher als auch die Veranstalter erst einmal an die Lanxess Arena, deren Umgebung und deren Eigenheiten gewöhnen müssen. Wer jedoch schon mit der Erwartungshaltung "Das Festival wird besch..." hingegangen ist, wird sich wohl bestätigt sehen. Wenn man Haare in der Suppe sucht, findet man auch welche und verliert dabei möglicherweise alles andere aus dem Blick.
Tja, und die Kinderkrankheiten, die nach dem Umzug aufgetreten sind, werden hoffentlich nächstes Jahr ausgemerzt werden. Ich erlaube mir, diesbezüglich mal optimistisch zu sein und zu hoffen, daß die Veranstalter aus den Mißgeschicken und Pannen dieses Jahres lernen.
Den Meckerfritzen möchte ich allerdings sagen, daß es an euch liegt, was ihr während einer Veranstaltung erlebt, die aufgrund widriger Umstände vielleicht nicht so glatt läuft, wie ihr das erwartet. Ja, ihr habt einen Haufen Kohle für dieses WE hingelegt, aber lamentierend vor'm Bierstand herumzutorkeln und schon um 12 Uhr mittags hackedicht zu sein, macht's auch nicht besser. Konstruktive Kritik und Verbesserungsvorschläge anstatt "Die Arena ist so Scheiße und hat keinen Flair" hilft dem Veranstalter sehr viel mehr weiter als diffuses Gejammer. Ein Festival ist schließlich auch das, was die Besucher daraus machen ;)
So, Ende der Moralpredigt!

Zum Schluß noch der Link zu einem Foto von Töchti und mir: Virtual Nights
Wir sehen uns nächstes Jahr auf dem Amphi! Trotzdem...