Freitag, 30. Januar 2015

Amphi 2015

Neulich kamen die Tickets für das Amphi 2015 an. Juhu!
Line-up ist auch nicht so schlecht - ich freue mich besonders auf The Mission - und der Tod kommt auch wieder.


Eigentlich wollten wir es ja dieses Jahr auf's WGT schaffen, aber auch diesmal kommt uns wieder ein anderer Termin in die Quere. Für das Töchti stehen die Abschlußprüfungen in der Realschule an und da sie den Quali für's Gymi schaffen möchte, will sie 'reinhauen. Logo, daß wir sie dabei unterstützen! Das WGT wird ja wahrscheinlich nicht das letzte Mal stattfinden....
Was steht bei euch denn dieses Jahr so an?

Donnerstag, 29. Januar 2015

Crash Test Stinos

...oder Schubladen für Schubladendenker...

Irgendwie isses ja schon komisch mit den Stinos und den Gruftis.
Es gibt tatsächlich welche, die bekennen sich voller Wehmut dazu, in ihrer Jugend auch mal in die schwarze Szene hineingeschnuppert zu haben, bevor sie dem gesellschaftlichen Druck nachgegeben und sich angepasst haben. Die bekommen dann bei Anblick von Pikes und Fledermäusen glänzende Augen und freuen sich, daß es Leute gibt, die trotz ihrem biblischen Alter von über 40 Jahren immer noch so herumlaufen. Dieser Stinotyp - nennen wir ihn Phasengothic -  ist zumeist sehr interessiert und wißbegierig und schwelgt gern in Erinnerungen. 

Ebenfalls zu den dem Schwarzvolk wohlgesonnenen Stinos gehören ein Teil der Verständnislosen (siehe dort), die zwar nicht kapieren, wieso man keine farbenfrohen Klamotten trägt, aber einen gemäß dem Motto "Jedem Tierchen sein Pläsierchen!" freundlich begucken und in Ruhe lassen, und diejenigen, die sich auch zu den Unangepassten zählen. Ein Unangepasster besitzt oft gewisse Gemeinsamkeiten (Interessen, Musik, Filme z.B., Ablehnung des Mainstream etc.) mit dem Grufti, unterscheidet sich äußerlich jedoch sehr. Die Bandbreite ist beträchtlich. In meinem Freundeskreis befinden sich etliche Varianten des Unangepassten. Zwei nette Unangepasste, die es sich jedoch nicht nehmen ließen, dem Töchti und mir ein neckisches "Emooooo!" nachzurufen und daraufhin einen Stinkefinger vom erbosten Kind ernteten, begegneten uns letzten Sommer beim Dorfsupermarkt. An diesem Tag war es irrsinnig heiß. Ich lutschte gedankenverloren an einem Eis und hatte davon nichts mitbekommen, aber das Töchti echauffierte sich sehr und zeterte herum. Wir hatten bis dato so oft Emo-Rufe vernommen, daß allein das Wort ausreichte, das Kind zum Hulk werden zu lassen. Da standen wir also so vor dem Supermarkt herum, das Töchti meckerte und einer der Unangepassten kam heraus und entschuldigte sich tatsächlich. Es sei ja nicht böse gemeint gewesen und nur ein Scherz blablabla. Wir erklärten dem langhaarigen Unangepassten, warum wir es nicht mehr lustig fänden, als Emos betituliert zu werden und aus welchen Gründen das Töchti darauf so gereizt reagierte (ich nicht, ich stumpfes Schaf hatte ja im Karameleisrausch nix gehört). Es entspann sich eine nette Unterhaltung, als noch der zweite Unangepasste dazu kam. Beide spielen in einer Metalband - so sahen die auch aus, Schublade auf, Schublade zu *kicher* - und haben ebenfalls mit Vorurteilen zu kämpfen (Drogen, ständig besoffen randalieren etc.). Man trennte sich in bestem Einvernehmen.
Wenn sie uns das nächste Mal treffen, dann rufen sie uns hoffentlich "Gruftiiiiii!" nach und wir werden ganz facebooklike die Daumen in die Höhe recken und erfreut Beifall klatschen. :D

Abgesehen von diesen netten, umgänglichen Zeitgenossen gibt es auch etliche fiese Möppe. Manche können einen doch hin und wieder verzweifeln lassen. Es gibt da z.B. den Neider, der alles, was nicht Schema F folgt, voller Eifersucht und Mißgunst betrachtet und es niemals zugeben würde, daß er's eigentlich cool findet, wie wir Schwarzkittel herumlaufen. Im Grund brächte er gern selbst den Mut auf, sich von dem Einheitsbrei der markengeilen Masse abzuheben und sein eigenes Ding durchzuziehen. Diesen Typen findet man meiner Erfahrung nach eher in der Altersklasse meiner Tochter. Und der ist besonders unangenehm. Das Dilemma, nicht den Anschluß an die Gemeinschaft verlieren zu wollen, indem man mit den "Opfern" sympathisiert, und die gleichzeitige heimliche Bewunderung jener Außenseiter, macht den Neider ziemlich bösartig und bissig. Er guckt sich an, was der Grufti so macht und tut und lästert mit seiner Clique darüber in höchsten Tönen ab, damit nur ja nicht der Verdacht aufkommt, daß ihm der Style und das Auftreten des Gruftis vielleicht doch gefallen könnte. Hat man sich das Maul ausreichend zerrissen und ein neues Lästerobjekt gefunden, über das man herziehen kann, beginnt der Neider mehr oder weniger klammheimlich damit, ihn nachzuäffen.
So hat sich das Töchti in den Sommerferien einen Sidecut schneiden lassen, was von ihren Schulkameraden höchst unterschiedlich aufgenommen wurde. Es gab einige, die fanden den neuen Haarschnitt cool, andere unkten herum und schüttelten, damit es Töchti auch nur ja bemerkte, ihren Kopf über diese merkwürdige Haartracht. Komischerweise kamen genau DIE zwei Wochen später mit 'nem Sidecut um die Ecke *grins*

Eine etwas nervige, aber nicht ganz so garstige Abart des Neiders ist der Bekenner, der sich ab und an traut zuzugeben, daß er den Gruftkrams doch ganz stylish findet. Deshalb überlegt er, auch Gossick zu werden. Quasi als Fashionstatement. Der Typ kann einem gehörig auf den Keks gehen, löchert er einen doch mit launigen Ankündigungen wie "In drei Wochen bin ich auch Gossick" oder Fragen wie "Wie werde ich Gossick?  Was muß ich da machen?". Töchti reagiert mittlerweile, als würde man sie in Kisuaheli oder Hethitisch ansprechen, und mit völligem Unverständnis: "Keine Ahnung, dazu kann ich dir nichts sagen, mit Gossicks hab' ich nix zu tun!" Der Bekenner reißt die himmelblau umrandeten Augen auf und zupft sich an den gebleichten und rosa gefärbten Haaren: "Aba...aba... du trägst doch auch schwarz! Ist das von Hollister?" *seufz* Wir empfehlen die Anleitung "Wie werde ich Gossick in zehn Tagen?" von schwarzbratz.com :P

Joa, da haben wir dann noch die Verständnislosen. Die gibt es in jedem Alter. Und die reagieren unterschiedlich - von ängstlich bis angeekelt ist alles dabei. Die Ängstlichen wechseln auch schon mal die Straßenseite, wenn ich mit klirrenden Pikes und bodenlangem Mantel angerauscht komme, oder setzen sich im Bus auf gar keinen Fall neben mich, auch wenn alle anderen Plätze besetzt sind und sie während der Fahrt stehen müssen.
Der neugierige Verständnislose der Unterart "Rheinische Frohnatur" begegnet dem Grufti mit einer gewissen Jovialität und quatscht ihn gern an: "Och, dat is' ävver traurisch, wie du erömläufs'. Wer is' denn jestorb'n?" Es ist dann doch sehr interessant zu beobachten, wie die Mimik der Rheinischen Frohnatur wechselt, wenn man ihn todernst anblickt und mit Grabesstimme antwortet: "Noch niemand..."  
Auch die Bekehrer gehören im Grunde zu den Verständnislosen. Meine Tante ist der Prototyp davon. Ständig bemüht, mich zu fröhlicheren Farben zu bekehren, weil mir das düstere Schwarz doch nicht stehen würde, beschenkte sie mich während meiner Teeniezeit mit pastellfarbenen Kleidungsstücken, die ihrer Meinung nach modisch waren. Bloß nicht auffallen, so lautet das Credo der Bekehrer und dafür, daß sich dem auch nur ja alle anschließen, bringen sie oft erstaunliche Energien auf. 
Die meisten Verständnislosen bleiben jedoch stumm, nur wenige pöbeln herum. Interessanterweise sind es nicht nur halbstarke Teenies, die einem "Satan!" o.ä. hinterherrufen. Nein, es gibt tatsächlich auch Erwachsene, die sich zu diesem dämlichen Verhalten hinreißen lassen. So latschte neulich ein Mittzwanziger (geschätzt), wahrscheinlich aus Nordafrika (dem arab. Dialekt nach zu urteilen, den er in sein Handy bölkte), an mir vorbei, musterte mich und knallte mir "Verdammte Emobitch!" an den Kopf. Ich konterte mit "Schmarotzender Asylant!", worauf er sich entsetzte, er sei kein Asylant und lalala und überhaupt. Ich lächelte ihn liebreizend an: "Siehste, und ich kein Emo!" Ob er die Message verstanden hat, k.A. Normalerweise ignoriere ich ja derlei Gelaber, aber an diesem Tag war ich irgendwie auf Krawall gebürstet *gesteht*

Zu guter Letzt möchte ich dann noch den Stalker vorstellen. Der Stalker ist ein sehr seltenes Exemplar. Er sagt nichts, sondern schaut allenfalls verwundert, aber verfolgt einen auf Schritt und Tritt, um sich einen möglichst genauen Eindruck vom Grufti zu machen. Wozu auch immer.
Der Stalker achtet nicht auf seine Umgebung, während er den Grufti scannt. Sein Blick wandert abwärts von der siouxsieesken Haarpracht des Gruftis über dessen Kleidung und Accessoires bis hin zu den mehrschnalligen Pikes. Die begutachtet er besonders intensiv. Seltsames Schuhwerk. Und es gibt Töne von sich, die der Stalker vermutlich als Lockruf auffasst. Anders ist es nicht zu erklären, daß er dem Grufti wie ein Hündchen folgt. So ging es mir im Herbst letzten Jahres, als ich von der Arbeit nach Hause ging. Klirrschepperklimper - mit Sechsschnallern lautlos anschleichen ist vergebene Liebesmüh - und schwupps, da hatte ich einen Stalker an den Fersen kleben. Der glotzte die ganze Zeit nach unten auf meine Pikes und lief mir stur hinterher. Ich beschleunigte meine Schritte, der Stalker wurde ebenfalls schneller. Er holte ein wenig auf, daß er mich fast erreichte, und neigte den Kopf noch ein wenig mehr, um eine bessere Sicht auf meine Pikes zu erlangen. Dabei entging ihm wohl der hinterlistige Laternenpfahl, der ihm plötzlich in den Weg sprang. Der Crash war unausweichlich. 
Es klongte, der Stalker fluchte, der Grufti kicherte. Ein kurzer Blick auf den lästigen Verfolger, der sich den Schädel rieb - er sah nicht so aus, als würde er Erste Hilfe benötigen - und der Grufti setzte seinen Weg fort - ohne den Stalker, der beschämt wendete und in die Richtung verschwand, aus der er gekommen war...

Gibt's noch irgendwelche Schubladen in meiner Stino-Kommode, die ich vergessen habe und die ihr gern hinzufügen würdet? Wenn ja, würde ich mich über entsprechende Kommentare freuen :)