Montag, 7. Oktober 2013

Bat caves: Expedition Fledermaus - Teil 1

Zu des Gruftis Lieblingsgetier zählt ja bekanntlich die Fledermaus.
Auch mich faszinieren die Tierchen schon seit meiner Kindheit, habe ich doch das Glück, am Rande des Naturparks Siebengebirge zu leben mit einem der bedeutendsten Microchiroptera-Überwinterungsquartiere im südlichen NRW bzw. nördlichen Rheinland-Pfalz.

Die nachtaktiven Flattermänner und -weiber gehören leider zu den stark bedrohten Tierarten. Von den ca. 900 weltweit bekannten Fledermausarten können aktuell wohl 25 in Deutschland nachgewiesen werden, einige sind bereits ausgestorben, einige vom Aussterben bedroht.  Zwar soll sich der heimische Bestand seit den 70er Jahren (nach dem Verbot des Pflanzenschutzmittels DDT) wieder deutlich erholt haben, die intensive Land- und Forstwirtschaft, der Abriß alter Gebäude und insbesondere die moderne Bauweise mit hermetischer Isolierung und der damit einhergehende Verlust ihrer Schlafquartiere schränken die Lebensräume der fliegenden Säuger immer weiter ein. Auch in unserem Dorf mussten alte Streuobstwiesen Reihenhäusern mit Handtuchgärten und dicht an dicht errichteten Einfamilienklötzen weichen. Umflatterten früher noch ganze Fledermausschwärme die Kirchturmspitze, kann man heute froh sein, wenn man noch ein einziges Fledertier zu Gesicht bekommt - so mein subjektiver Eindruck jedenfalls.


Daher freute es mich besonders, als sich die Hinweise verdichteten, daß ein paar Fledermuttis unser Haus - genauer gesagt einen Rolladenkasten - als Wochenstube und Kindergarten für ihre Jungen auserkoren haben. Auch auf unserem Dachboden scheinen nicht nur Vögel und Hornissen Unterschlupf zu suchen, die nächtlichen Aktivitäten deuten auf Fledermäuse hin, zumal unser Dachboden ein Luxushotel erster Güte für die Tierchen sein müsste. Unser Haus ist nämlich ca. 250 Jahre alt und der Dachboden - bis auf einen Anbau aus den 60er Jahren - im ursprünglichen Zustand: dunkel, grob behauene Holzbalken, gleichmäßige Temperaturen und viele Einflug- und Schlupflöcher. Auch die Jahres- bzw. Tageszeiten, zu denen wir dieses mysteriöse Gekraspel und Getrippel, Piepsen und Quieken - die Sozialrufe von Fledermäusen sind für Menschen hörbar, vor allem, wenn die Jungtiere nach ihren Mamas rufen - vom Dachboden bzw. im Rolladenkasten vernahmen, stimmen mit dem Fledermausjahr überein: 
Januar bis ca. März/April: Winterschlaf
Frühjahr: Eisprung, Befruchtung der Eizelle nach im Herbst erfolgter Paarung. Die Weibchen verlassen das Winterquartier und bilden Kolonien, die sog. Wochenstuben, um nach einer Tragzeit von 45 bis 70 Tagen gemeinsam ihre Jungen zu gebären und großzuziehen.
Juni/Juli: Geburt der Jungen
August/September: Nach fünf bis sechs Wochen sind die Babies von ihren Müttern entwöhnt und werden flügge. Die Wochenstubenverbände werden aufgelöst, die Paarungszeit beginnt und die Fledermäuse treffen in ihren Paarungsquartieren zusammen.
Oktober: Abwanderung in die Winterquartiere, Winterschlaf

Nun wollten wir einmal nachsehen, wo unsere geflügelten Sommergäste den Winter verbringen. Also machten wir uns auf zu den Ofenkaulen.



Der Ofenkaulberg liegt rechts der L331, die von Königswinter über die Margarethenhöhe nach Ittenbach führt. Der Name rührt von den Ofenkaulen (Kaule = Kuhle) her, ein weitverzweigtes Stollensystem, wo seit dem Mittelalter Trachyttuff abgebaut wurde. Bei Trachyttuff handelt es sich um ein weiches Gestein (=verfestigte Schlacken als Auswurfprodukte von Vulkanen. Das Siebengebirge stellt im Grunde die Ruine eines einzigen Aschekegels eines riesigen Vulkanes dar.) mit hervorragenden wärmespeichernden Eigenschaften, das zum Backofenbau verwendet wurde. Insbesondere im 19. Jahrhundert erreichte der Tuffabbau in den Ofenkaulen mit der Erfindung des "Königswinterer Ofens" (eine spezielle Form des Backofens) seinen Höhepunkt.  Relikte dieser Bergwerke, die sich über mehrere Ebenen auf angeblich 100.000 qm erstrecken, sind heute noch zu sehen. Besuchen kann man die Stollen und Schächte jedoch nicht. Etliche sind bereits eingestürzt, bei unbefugtem Eindringen besteht Lebensgefahr! Die Zugänge liegen verborgen und abseits der bekannten Wanderwege. Sie sind in den 80er Jahren zubetoniert oder mit schweren Platten und Toren (die jedoch von irgendwelchen Vandalen immer wieder gerne aufgebrochen werden) verrammelt worden. Nur für die Fledermäuse, die dort überwintern, sind Einflugschlitze angebracht. Einige davon haben wir uns am Sonntag angesehen.


Der sog. Aerostahlstollen oder Drachenmaul
Eingang Nr. 38 


Einflugschlitze für Fledermäuse


Mal hineingespäht und geknipst:




Wir folgten dem kleinen Pfad, der offensichtlich fleißig von Mountainbikefahrern genutzt wird, Richtung Norden, um in einer kleinen Schlucht Eingang Nr. 33 zu entdecken. Einige Treppenstufen führten hinab.

Eingang 33 von oben

Ein loser, von der Decke hängender Felsen, der aussah, als würde er bei dem kleinsten Windhauch herabstürzen, verdarb uns jedoch die Lust, uns diese Kaule näher anzuschauen.

Eingang 33 mit Fledermausschlitz

Weiter ging's zum kalten Heinrich, Eingang Nr. 31, der den offiziellen Namen Theodor Rings trägt. Im Volksmund nennt man ihn "Kalter Heinrich", weil aus den Stollen ein starker, eisiger Luftzug strömt, den man noch in einiger Entfernung vom Stolleneingang wahrnehmen kann. Auch hier befinden sich wieder Einflugschlitze für Fledertiere. Leider war es recht duster im Wald, so daß die Fotos allesamt ziemlich verwackelt sind. Wir waren aber bestimmt nicht das letzte Mal an den Ofenkaulen!



Weitere Links zu den Ofenkaulen: 

Fortsetzung folgt...

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